Tilman Spenglers Der Maler von Peking. Die Malergestalt Lazzo zwischen westlicher und östlicher Kunst

Xiuli Jin
2017
Für die Welt ist das Reich der Mitte heutzutage kein Rätsel mehr, da man per Mausklick beinahe alles über dieses Land erfahren kann. Die Entwicklung der neuen Technologien und die zunehmende Globalisierung haben das einst geheimnisvolle Land entschleiert und in eine nun erreichbare Nähe gerückt. Die Reise von Westeuropa nach China, die im 18. Jahrhundert etliche Jahre in Anspruch nahm, dauert jetzt auf dem Luftweg nur noch etwa zehn Stunden. Die verringerte Reisezeit dorthin und der verstärkte
more » ... ontakt mit diesem Land führen dazu, daß der Westen mit China immer vertrauter und das exotische Chinabild unwiderrufbar immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird. Dem promovierten Sinologen und Historiker Tilman Spengler ist es gelungen, die moderne Leserschaft in eine abenteuerliche Geschichte vor etwa drei Jahrhunderten zurückzuversetzen und ihr eine kulturelle Begegnung von historischer Bedeutung zwischen dem Westen und dem Osten vor Augen zu führen. Sein Roman Der Maler von Peking handelt von Lazzo, einem italienischen Maler, der sich im Auftrag der Jesuiten am Kaiserhof in Peking aufhält, um durch seine Malerei den allmächtigen ,Sohn des Himmels' sowie sein Reich für die katholische Mission zu gewinnen. Sowohl für Lazzo als auch für den Kaiser Chinas ist diese Begegnung eine intensive Auseinandersetzung mit einer bisher völlig fremden Kultur, die schließlich mit einem Sieg des Kaisers und einer Niederlage Lazzos endet: Obwohl Lazzos westliche Maltechnik den Hof beeindruckt, kann sie sich in der Malpraxis dort nicht durchsetzen. Statt das Reich zu missionieren, wird er zum Chinesen. Durch die Geschichte Lazzos am Kaiserhof in China versucht Spengler, westliche und östliche Malerei in dem Darstellungsobjekt und der Darstellungsart miteinander zu vergleichen, um unterschiedliche philosophische und ästhetische Perspektiven hinter der jeweiligen Malkunst aufzuzeigen. In meiner Arbeit werden die Gedanken Spenglers auf einer kulturgeschichtlichen Ebene eingehend erörtert. Ferner wird die Frage aufgeworfen, ob die Simsierung Lazzos als Zeichen des Triumphs des chinesischen Geistes über den westlichen angesehen werden kann. 303
doi:10.11588/litst.2013.0.39917 fatcat:qfpig2upyfdlrjdqsmxrxcvswe