Sexualwissenschaft? In Österreich?
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Josef Christian Aigner
2020
Die deutschsprachige Sexualwissenschaft
Dieser Beitrag beabsichtigt keine auch nur annähernd erschöpfende historische Behandlung einer Entwicklung der Sexualwissenschaft in Österreich; dies deshalb, weil es einerseits -man denke allein an Sigmund Freud, seine implizit oder explizit sexualwissenschaftlichen Theorien und all die verständnislosen oder empörten Reaktionen darauf -im Gesamten den Rahmen eines Buchbeitrags sprengen würde. Andererseits aber, weil sich diese Geschichte im engeren Sinn -insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg
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... -recht »übersichtlich« gestaltet und es ein mühsames Zusammensuchen verstreuter Quellen erforderte, wollte man die Einzelheiten zu einem Bild formen. Denn in kaum einem Land Europas tut und tat sich nach Freud so wenig auf dem Gebiet von Lehre, Forschung und Ausbildung zum Themenbereich Sexualität wie in Österreich. So gibt es zum Beispiel an den Universitäten -oder auch an den Fachhochschulen oder Pädagogischen Hochschulen -bis heute keine einzige Planstelle oder gar Professur, die offiziell diesem Fachgebiet gewidmet wäre. Das mag verschiedene Ursachen haben, die wir hier nicht hinreichend diskutieren können; jedenfalls scheint es eine enorme Scheu und eine Menge irrationaler, unaufgeklärter Impulse zu geben, dieses Thema im akademischen und berufsausbildenden Bereich in Österreich zu etablieren. Der Aufsatz will deshalb eine sehr persönlich gehaltene Sicht auf größtenteils selbst erlebte Ereignisse und Beispiele im Rahmen der Versuche zu sexualpädagogischen, -therapeutischen und generell sexualwissenschaftlichen Projekten und Vorhaben in Österreich werfen. Die Vorgeschichte(n) Immer wieder hatten ab Mitte der 1960er Jahre der eine oder andere »Skandal« oder »Fall« gezeigt, wie rückständig dieses Land in Fragen der Sexualität generell, aber auch in Bezug auf eine seriöse fachliche Befassung damit eigentlich ist. Die meisten Angelpunkte, an denen es »hakte« und angesichts derer die Mischung aus Angst, Ablehnung und Ratlosigkeit hinhttps://doi.org/10.30820/9783837976977-229 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 11.12.2020, 14:53:34. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.
doi:10.30820/9783837976977-229
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