Zur Behandlung der chirurgisch-tuberkulotischen Erkrankungen und der trägen, nekrotischen Geschwüre

Rudolf Mandl
1912 Deutsche Medizinische Wochenschrift  
Eine der schwierigsten Aufgaben des Chirurgen war von jeher die Behandlung der tuberkulotischen Knochen-, Drüsen-, Schleimhautund Hauterkrankungen, sowie der übelriechenden nekrotischen Geschwüre. Den schlecht granulierenden nekrotischen Wunden stand der Dermatologe ohnmächtig gegenüber. Nach mancherlei Versuchen gelang es mir, Abhilfe zu schaffen, Angeregt durch einen in Nr. 52, 1911, dieser Wochenschrift erschienenen Aufsatz des Prof. Dr. Plannenstill, in dem dieser zur Behandlung
more » ... cher Geschwüre innerlich NaJ und behufs nachträglicher äußerlicher Anwendung 11202 empfiehlt, habe ich im Januar 1912 bei einem Patienten, der, das Prototyp des Habitus phthisicus, seit 23 Jahren an einer eiternden Mittelohrentzündung litt und sich keineswegs einer von anderer Seite empfohlenen Operation unterziehen lassen wollte, folgendes Verfahren angewendet. Mittels einer mit Watte umwickelten Sonde habe ich. dem Patienten, dessen erste Gattin an Lungentuberkulose starb und der zwei überaus schwächliche Kinder besitzt, durch den äußeren Gehörgang Jodtinktur in das Mittelohr eingeführt, dessen mit dem Tupfer vor der Behandlung entnommener Eiter den charakteristischen tuberkulotischen Eitergeruch aufwies. Zugleich goß ich 11202 in das Mittelohr, das ich nachher sorgfältig austupfte. Nachdem ich dieses Verfahren einige Male wiederholt hatte, epidermisierte sich der Mittelohrraum in normaler Weise. Schließlich trocknete ieh das Mittelohr mit Glyzerin, und binnen sechs Wochen war das Ohr geheilt, das Hörvermögen wurde besser, Patient ist auch ständig gesund. Durch diesen frappanten Erfolg verfiel ich auf die Idee, ein Präparat zu ersinnen, das uno ictu Jod und Oxygen in statu nascendi abgeben würde. So gelang es mir, ein Mittel, "Ulsanin" (Hydrojodoborat) mit Namen (ulcus + sanare) zusammenzustellen, das bei Berührung mit Feuchtigkeit in energischer Weise und gleichzeitig freies Jod und Oxygen in statu nascendi entwickelt. Dieses Mittel wurde an den Wiener Kliniken der Proff. Dr. Freiherr y. Eis e ls b e r g und Hofrat Chiari erprobt und mit belobenden Attesten ausgezeichnet, desgleichen gaben der Budapester Universitätsdozent Dr. Arnold Winternitz und der emer. Universitätsassistent Dr. Victor Dumitreaun volle Anerkennung spendende Gutachten ab, welche letzteren nunmehr auf Grund der angestellten Versuche konstatieren, daß Ulsanin als wirksames Heilmittel gegen tuberkulotische Granulationen und Geschwüre, sowie gegen träge putride Wunden zu betrachten ist. In der ungarischen medizinischen Wochenschrift "Gyógym5szat" (Therapie) erschien aus der Feder des genannten Dr. D u mitre a nu eine Abhandlung, die von den glänzenden Heilresultaten des Mittels Rechenschaft gibt. Das gesetzlich geschützte Mittel wird von der Engel-Apothekc in Budapest (Apotheker K. Traugott Kosch) hergestellt und ist als "Ulsanin sec. Dr. Mandl-Kosch" zu verordnen. Das Präparat ist in hohem Maße hygroskopisch, weshalb die Phiole nach Gebrauch sofort u verschließen ist; im übrigen ist die Gebrauchsanweisung jeder einzelnen Schachtel beigegeben. Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
doi:10.1055/s-0029-1190054 fatcat:l2rebufmdzepzjai527iae3fzy