Was geht schief? Schlichtungsverfahren nach Mammareduktionen – eine Analyse der Eingriffe mit Behandlungsfehler und Haftungsanspruch der Norddeutschen Schlichtungsstelle
S. Allert, C. Flechtner, P. Vogt, C. Herold
2016
Handchirurgie, Mikrochirurgie, Plastische Chirurgie
Zusammenfassung ▼ Einleitung: Die Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern, kurz: Norddeutsche Schlichtungsstelle ist für insgesamt 10 Bundesländer zuständig (Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, das Saarland, Schleswig-Holstein und Thüringen) und damit die in Deutschland größte Schlichtungsstelle. Das Datenmaterial der Norddeutschen Schlichtungsstelle bietet u. a. einen Einblick in die Fehlerquellen von
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... ehandlungsabläufen bei Mammareduktionen. Material und Methodik: Analysiert wurden Antragsschreiben der Patienten, im Auftrag der Schlichtungsstellte von unabhängigen Ärzten erstellte Gutachten und die abschließenden Schlichtungsbescheide der 88 von der Norddeutschen Schlichtungsstelle in den Jahren 2000-2007 geführte Schlichtungsverfahren nach Mammareduktionen. Zusätzlich verstrich eine 5-Jahresfrist, in der ggf. auch juristische Auseinandersetzungen hätten geführt werden können. Diese Daten ermöglichen die Untersuchung jedes Falles aus unterschiedlichen Perspektiven. Für die Auswertungen wurde zudem auf die von der Schlichtungsstelle im MERS-Kodierungssystem (Medical Error Reporting System) eingepflegten statistischen Daten zurückgegriffen. Ergebnisse: Unter den 88 Mammareduktionen fanden sich 37 Eingriffe mit Haftungsanspruch (FMH). In diesen Fällen wurde eine Kausalität zwischen einem Behandlungsfehler und einem Gesundheitsschaden von der Schlichtungsstelle für gegeben erachtet. Damit liegt die Quote der bestätigten Fehler mit 42 % über der durchschnittlichen Quote von ca. 24 % in den gesamten Schlichtungsverfahren der Norddeutschen Schlichtungsstelle. Die Mehrzahl dieser Fälle war von Gynäkologen operiert worden. In 92 % der Fälle mit Haftungsanspruch lagen nach Auffassung der Gutachter Mängel bei der OP-Planung Abstract ▼ Introduction: The Arbitration Board for Medical Liability Issues of the Medical Association of North Germany ("Norddeutsche Schlichtungsstelle") is responsible for 10 federal states in Germany (Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Western Pomerania, Lower Saxony, Saarland, Saxony-Anhalt, Schleswig-Holstein and Thuringia) and is the largest arbitration board in Germany. The data available from the Norddeutsche Schlichtungsstelle provides an insight into sources of malpractice during the treatment of reduction mammoplasty. Material und Methods: We analysed patient request, expert opinions prepared by independent physicians on behalf of the Norddeutsche Schlichtungsstelle and the final verdicts of 88 arbitration proceedings after breast reduction mammoplasties performed between 2000 and 2007. This data allows for each case to be addressed from different viewpoints. Furthermore we analysed the statistical data entered into the Medical Error Reporting System by the arbitration board. Results: Among the 88 patient requests after reduction mammoplasty, the arbitration board found a causal relationship between damage caused to a patient's health and medical malpractice in 37 cases. Therefore, 42 % of requests resulted in a liability case. This is a higher rate than that of general arbitration proceedings, where only in 24 % of all cases a causal relationship is confirmed by the Norddeutsche Schlichtungsstelle. Most patients were operated on by gynaecologists. In 92 % of liability cases, mistakes happened during the planning and the performance of the surgical procedure, mainly during planning (65 %) and surgical incisions (41 %). The patients mainly complained about scars (78 %), asymmetry (68 %) and skin necrosis of the areola (24 %). Financial disadvantage was mentioned less often (46 %) than psychological stress (70 %). Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
doi:10.1055/s-0042-103586
pmid:27096208
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