Fortschritte der Krankenpflegetechnik1)
Paul Jacobsohn
1905
Deutsche Medizinische Wochenschrift
Gleich der Technik der Nahrungdarreichuug zeigt ferner auch die Technik der Arzneidarreiclmnng in den letzten Jahren macfigfaclie bemerkenswerte Fortschritte, sei es nun. dal3 die Art der Darreichung eine innerliche oder äußerliche sei, sei es, dali da betreffende Mittel dem Körper direkt in Substanz oder mittels besonderer instrumentell-techniseher Methoden zugeführt wird. Auch nach dieser Richtung sehen wir die einschlägigen Bestrebungen stets dahin tendieren, die Einverleibung,
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... e A pplizierung des Medikamentes so schonend, so sorgfältig, so be1ueni und zweckmiu3ig wie nur möglich zu gestalten. Besonders peinliche Sorgsamkeit erfordert die Darreichung d i f f e r en t e r Arznei substanzen, welche gewöhnlich nur in relativ geringer Menge, die genau nach den Erfordernissen des Einzelfalles bestimmt wird zur Anwendung gelangen. Doch genügt es nicht, dali die Abgabe solcher Substanzen unter strenger Beobachtung von Mali und Gewicht erfolgt, vielmehr mull man auch sicher sein, dalI genau die be absichtigte Dosis wirklich zur Einverleibung kommt. Am besten wird dies bei der Form der abgeteilten Pulver und demnächst hei der Pillenform erreicht, während die Konstanz der Einzeldosis bei den Verordnungen von » Messerspitzen, Teelöffeln, Eillöffeln, Weingläsern etc." eine sehr schwankende ist, weshalb diese auch in letzter Zeit mit Recht eingeschränkt und durch steigende Zuhilfenahme präziserer Arzneimalle ersetzt werden. Zweifellos liegt ein Fortschritt darin, daß in den Rezepten die Begrenzung der Einzeldosen durch Angabe von Grammzahlen jetzt häufiger erfolgt ted die Abmessung derselben unter Benutzung von Arzneiflaseheu mit Maßeinteilung oder Anwendung von besonderen Arzneimaligläsern und -löffeln mit Graduierung vor sich geht. Nachdem von verschiedener Seite, insbesondere von F. Eschbaum und E. Harnack. auf die Mängel der Dosierung in Tropfenform eingehend aufmerksam gemacht worden ist, welche in besonderem Grade hervortreten, wenn die Abtropfung direkt aus den gewöhnlichen Arzneiflaschen erfolgt, haben die Arznei.Tropfflliscllchdn, gegenwärtig in mehrereii nicht wesentlich voneinander abweichenden geeigneten Systemen vorhanden, eine immer weitergehende Verbreitung in der Bevölkerung gefunden, während sie früher nur in der wohlhabenderen Praxis zur Anwendung kamen. Störend allerdings wirkt auch heute noch ihr relativ hoher Preis, weshalb verbilligende Neuerungen nach dieser Hinsicht durchaus zu begrüßen sind. Solche Neuerungen werden dargestellt durch die von F, Eschbaum und J. Traube für die Armen-und Kassenpraxis hergestellten sogenannten Tropfstäbe, welche billiger sind als Tropfgläser und im Hause vorrätig gehalten werden können (88). Es sind einfache, knieförmig gebogene Glasstäbe mit Luftzufithrungs-und Abtropfrinne, die nach Entfernung des Korkstopfens in die gewöhnlichen Medizinflaschen eingeführt werden. Ferner gehört hierher der neuerdings von Averbeck (Bonn) empfohlene billige Tropfsti$psel ,Guttator" aus gepreßtem Glas, der beim Verschieben in einem durchbohrten Korkstopfen die Flasche bald öffnet, bald schließt (89). Mit Recht hebt H. Singer (Elberfeld) (90) hervor, daß eine besonders genaue Dosierungsmöglichkeit unerläßlich ist, wenn es sich um subcutane Injektionen handelt und die Wirkung von einer einzeln verabreichten Dosis erwartet wird; hier ist die Präzision des technischen Zubehörs von integrierender Bedeutung und daher die unbedingte Forderung zu erheben, daß die Pravazschen Spritzen bei der Fabrikation ohne 9. Februar. DEUTSCHE MEDIZINISCHE WOCHENSCHRIFT. 227 Heruntergeladen von: NYU. Urheberrechtlich geschützt.
doi:10.1055/s-0029-1187974
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