Sonntags geht die Zeit
René Sommer
2000
Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten
more »
... unftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print-und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch Sonntags geht die Zeit René Sommer, mit Illustrationen von Stephan Link Geräusch -Zeit oder die Notizen im Gehörgang des Herrn Stephan Link: Der Illustrator folgte dem im Text beschriebenen Höhenweg vom Theaterplatz zum Restaurant Schartenfels. Unterwegs setzte er sich auf Ruhebänke und zeichnete mit dem Bleistift fonografische Momentaufnahmen der vorhandenen Geräusche. Sonntag, 18. Oktober 1998 «In Paris redet man vom Godard-Effekt, du weisst, was das ist?» fragt Madame de Jolimont, Krimiautorin, «der Anfang der Geschichte könnte das Ende sein und umgekehrt.» Sie schreibt Fortsetzungsgeschichten für «Le matin», spitzt die scharlachrot geschminkten Lippen, betrachtet in der Badstrasse eine Frau, die Männer anschaut, die Ketten, welche die Stühle der Strassenrestaurants an die Tische fesseln, das Laub, das von Schaufenster zu Schaufenster raschelt und die Passanten einholt. Vom Theaterplatz führt der Höhenweg in die Kronengasse hinunter. «Nein», lacht Madame de Jolimont, «düstere Treppen als Tatort sind gegen meinen Geschmack, da wird das Opfer schmutzig.» Der freischwebende Dachkännel vor dem Historischen Museum beim Landvogteischloss dagegen gefällt ihr. «Den schauen wir auf dem Rückweg an.» An der Holzbrücke interessiert sie nur die Fallhöhe. «Aber, es ist ein Krampf, da jemanden zu Fall zu bringen. Besser eignet sich der Schartenfels für den schönen, schwer durchschaubaren Sturz nach Zürcher Art.» Vom Schild über der Fussgängerunterführung nimmt sie sorgfältig Notiz: ACHTUNG SIE VERLASSEN DAS TERRITORIUM DER KOMMUNALEN ALTSTADTBEHÖRDEN. In diesem Tunnel sehen wir zum ersten Mal farbige Graffiti, so sprayfrei ist Baden, daneben ein kleines Plakat, eine Vermisstmeldung der Katze Kleopatra, die auf den Namen «Kleo» hört. Auf der Treppe, die neben dem Schartenfels in den Wald hinaufsteigt, ruft Madame de Jolimont «Cleo», «Cleo», mit erstaunlichem Erfolg. Schon schnurren uns acht bis neun Katzen um die Beine. Wir werden sie nicht mehr los, auch draus-68
doi:10.5169/seals-324657
fatcat:kftdvbytj5d63hvitf6hb44ge4