Zwischen Resistenz und Integration [article]

Claudia Tiersch, Universitätsbibliothek Der FU Berlin, Universitätsbibliothek Der FU Berlin
2015
Im Zentrum der Untersuchung stehen Clanchefs und ihre Rolle bei der Integration von Nomadenstämmen unter römische Verwaltung in den Jahren der römischen Herrschat über Nordafrika von 146 v. Chr. bis ins 5. Jh. n. Chr. Ausgangspunkt der Überlegungen war, daß die ausschließlich in Personenverbänden verlaufende Organisation nomadischer Stämme für die nach dem Kriterium der Ortsfestigkeit operierende römische Verwaltung nach der Eroberung Nordafrikas 146 v. Chr. eine neuartige Herausforderung
more » ... llte. Und es waren v. a. die Anführer dieser Stämme, deren lokale Autonomieansprüche durch die gegenüber den vorherigen Numiderkönigen intensivere Kontrolltätigkeit der Römer eingeschränkt wurden und die deshalb verstärkt rebellierten. Deshalb wurde untersucht, wie der römischen Verwaltung eine Adaption an diese andersartigen lokalen Machtstrukturen gelang. In der Tat ist die zunehmende Stabilität der römischen Herrschat ab dem 2. Jh. n. Chr. nicht unwesentlich mit der erfolgreichen Einbindung nomadischer Clanchefs verknüpt, die z. B. durch Bürgerrechtsverleihungen privilegiert wurden, während das Machtgefüge innerhalb der Stämme und damit lokale Machtstrukturen weitgehend unangetastet blieben. Dies führte zu der ambivalenten Situation, daß der schwindende Einfluss Roms in Nordafrika ab dem 5. Jh. zwar in ein erneutes Erstarken der Territorialmacht von Nomadenstämmen mündete, deren Anführer sich aber weiterhin auf Rom als Quelle ihres Prestiges beriefen.
doi:10.17169/refubium-111 fatcat:dqhyoze6nvgrhpckflxdjgtv5q