«Rückblickend hätte ich mir in meiner Jugend einen Genesungsbegleiter gewünscht»

Sandra Hgli
2020 Primary and Hospital Care  
Kommunikationsbeauftragte mfe, Haus-und Kinderärzte Schweiz Frau Walser, am 1. März 2020, dem Tag der Kranken, sollen Menschen, die von einer Krankheit betroffen sind, zu Wort kommen. Welche Krankheit ist das in Ihrem Fall? Ich erlebe wiederkehrende, depressive Episoden und bewältige meinen Alltag mit einer emotionalen Insta bilität. Inwiefern fühlen Sie sich mit dem Motto des Tag der Kranken 2020, «Ich bin mehr als meine Krankheit(en)», verbunden? Durch die Therapie und die Bedeutung von
more » ... ry habe ich schrittweise gelernt, dass ich nicht meine Symp tome bin. Sie sind ein Teil von mir, aber nicht meine Identität. Ich kann am Leben teilnehmen, zum Beispiel arbeiten gehen, Sport treiben oder den Müll herunter bringen. Inmitten meiner Alltagsaktivitäten erlaube ich mir auch, gross zu träumen. In manchen Phasen bin ich einfach etwas reduzierter unterwegs, ruhebedürftiger oder mache eine Ehrenrunde im SensibelSein. Das diesjährige Motto «Ich bin mehr als meine Krankheit(en)» bedeutet für mich, dass ich mein Leben an meine Werte anpasse und nicht umgekehrt. Mit dieser Haltung kann ich meine Lebensqualität steigern und auch ein gutes Leben haben. Mein Leben wird durch meine Verletzlichkeiten sogar mit einer enor men Tiefe bereichert, was mich die schönen Momente unsagbar geniessen lässt und Dankbarkeit lehrt. Wie lange haben Sie gebraucht, bis Sie sich mit der Krankheit und der veränderten Situation zurecht gefunden haben? Das war ein jahrelanger Prozess. Mein Leben musste sich mehrmals um die eigene Achse drehen, bis ich
doi:10.4414/phc-d.2020.10196 fatcat:3hahcnl64vh2vme2sjfaxl4tye