Kino / Museum. Film als Sammlungsobjekt oder Film als Verbindung von Archiv und Leben [chapter]

Winfried Pauleit
Kunst - Museum - Kontexte  
Ausgehend vom Begriff des Museums lassen sich drei strukturell unterschiedliche Formen des Archivs denken: Das Museum als Sammlung von Objekten, die Bibliothek als Sammlung von Texten und die Kinemathek als Sammlung von Filmen oder audio-visuellen Produktionen. Das Besondere des Films ist, dass er wie das Buch auch Objektcharakter besitzt, dass er zudem als Text begriffen werden kann und dass er schließlich als spezifische Form der Kinematografie über Sammlungsobjekt und Textualität hinausgeht.
more » ... Als erstes Hypermedium ist der Film in der Lage, sich neben der Welt auch andere Künste anzueignen und somit selbst einen imaginären Ort der Sammlung kultureller Produktionen zu etablieren. Der Film kann also -ähnlich wie das Museumeinen Rahmen bilden für die Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts, die im Film gleichsam aufgehoben ist. Im Folgenden will ich zunächst einige Filminstitutionen benennen und davon ausgehend erstens die gegenseitige Verschränkung von Film und Museum thematisieren, zweitens die Differenz von White Cube und dunklem Kinosaal in einem Zwielicht zusammenführen und drittens am Beispiel von Chris Markers Sans Soleil (1982) den Film selbst als eine paradoxe Figur der Verbindung von Archiv und Leben fassen. In historischer Perspektive gehört das Kino zu den Jahrmarktsattraktionen. Sein eigentliches Schauobjekt, der Film, entwickelt sich zwar schnell zu einer prosperierenden Kulturindustrie, die höheren Weihen der Kunst und Kultur bleiben ihm aber lange Zeit verwehrt. Das hat neben politischen, gesellschaftlichen und philosophischen Gründen auch mit der spezifischen Materialität zu
doi:10.14361/9783839405826-007 fatcat:hjckn6aspbhepghzarhihwlklu