Kasuistischer Beitrag zu den als "anaphylaktoid" beschriebenen Erscheinungen nach wiederholten intravenösen Salvarsaninjektionen

Otto Brückler
1912 Deutsche Medizinische Wochenschrift  
Was Iwaschenzow ) und Wechselmann 3) beobachteten, das haben auch wir des öfteren gesehen. Unsere Mitteilung darüber war im Manuskript fertig, ais des Letzteren Publikation erschien. Wir bringen die unsrige gekürzt unter Hervorhebung des Abweichenden, immerhin überzeugt, daß sie des Interesses nicht entbehrt. Denn die fragliche Ersclieinung, so sehr sie zu theoretisch-wissenschaftlichen Erklärungen ihrer selbst reizt, entbehrt doch keineswegs der praktischen Bedeutung, insofern sie der
more » ... ung einer energischen Salvarsankur ein Hindernis in den Weg zu legen geeignet ist. Um den Symptomenkomplex nach unseren Beobachtungen kurz zu schildern, so war der Verlauf der Erscheinung folgender: Meist nach Injektion von 0,1-0,2 Salvarsan bekam der Patient eine allmählich stärker werdende aktive Hyperämie des Kopfes, hustete und griff sich nach der Magengegend. Befragt, gab er an, einen Druck, eine Volle in der Region des Magens und eine Erschwerung der Atmung zu verspüren. In einigen Fällen ging diese Attacke in wenigen Sekunden vorüber, und wir konnten die Injektion alsbald zu Ende f Ohren. -In anderen Fällen war das Uebelbefinden der Patienten erheblicher, sodaß wir die Injektion abbrachen; sodann stieg der Patient vom Tische herab und war nach zwei bis fünf Minuten erholt. Eine unserer Kranken atmetete mehrere Minuten lang mit Anspannung aller Hilfsmuskeln, hustete stark, räusperte sieh und warf schließlich eine minimale Menge reinen Schleims aus. Bei dieser Patientin betrug die Pulsfrequenz noch abends 100, doch war der Puls von guter Beschaffenheit. Abends nach der Injektion trat bei ihr Albumen im llame auf, das nach zwei Tagen wieder verschwand. -Eine andere Frau klagte über unerträgliche Rücken-und Kreuzschmerzen, deren Heftigkeit, wie sie nachher angab, selbst den Wehenschmerz bei der Geburt übertraf. Bei ihr wich die Röte und das Hitzegefühl des Gesichtes nach einigen Minuten dem Kältegefühl und bläulicher Verfärbung. -Der Puls gab bei allen Betroffenen niemals zu Bedenken 1) cf. meine und Veszprémis Arbeit in dieser Wochenschrif t 1912, No. 26. 2) Münchener medizinische Wochenschrift, No. 15. -3) Diese Wochenschrift, No. 25. 199* 22. August 1912. DEUTSCHE MEDIZINISCHE WOOIIENSOHRIFT. 1587 Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
doi:10.1055/s-0029-1189744 fatcat:u55lndok3jafvnqkbprguystyu