Unsere heutige Kenntnis der Radioaktivität1)

R. Weber
1904 Deutsche Medizinische Wochenschrift  
Privatdozent der Physik in Heidelberg. 24. Marz. M. H.! Es sind jetzt fast zehn Jahre her, seitdem R6ntgen die ersten Mitteilungen über seine bekannte Entdeckung veröffentlichte. Eine grol3e Zahl von Experimentatoren haben es seitdem versucht, neue Quellen für die Röntgenstrahlen oder neue Strahlenarten ausfindig zu machen. Die Entdeckung der Becquereistrabien und aller der merkwürdigen Erscheinungen der Radioaktivität" haben diesen Forschungen ihr Dasein zu verdanken. Die Röntgenstrahlen
more » ... bilden ein Glied einer großen Reihe von Untersuchungen, die sich auf die Erscheinungen bei "Gasentladung" beziehen, und da diese Erscheinungen für die Radiumstrahlung von großer Bedeutung sind, so ge-Ñtatten Sie mir wohl, zunächst kurz auf diese Vorgeschichte" der 1dioaktivitt einzugehen, Der elektrische Funke ist das dem Auge sich kundgebende Zeichen einer elektrischei, Entladung im Raume unserer Atmosphäre. Die Entladungsbahn erweist sich scharf gezeichnet in bläulich'rotem bis glänzend-weißem Lichte, je nach der Menge der Elektrizität., die bei der jeweiligen Entladung befördert wird. Wenn diese Entladung im l"ftverdünnten Raume vor sich geht, so ändert sie wesentlich ihren Charakter. Die scharfe Bahn erscheint mehr und mehr verschwommen, und bei einem Druck von einigen Millimetern, wie er etwa in einer Geil3lerschen Röhre herrscht, erfüllt ein scheinbar kontinuierliches Leuchten den ganzen Entladungsraum. Von der Spitze der Anode aus geht das rötliche Anodenlicht", das sich, den Windungen des Entladungsraiimes folgend, fast bis zur Kathode hin erstreckt. Die Kathode umgibt ein bl5uliches Licht, das Kathodenlicht", nur wenig sich in die [Jmgebung verbreitend. Zwischen beiden befindet sich der dunkle "Kathodenraum".
doi:10.1055/s-0029-1187422 fatcat:tznetgac2zekzc7v74ljbplwuq