Ueber "sekundäre" Tuberkulose1)

1912 Deutsche Medizinische Wochenschrift  
In den letzten Jahren hat sich eine gro'le Anzahl von Arbeiten mit dem Vorkommen von Tuberkelbazillen im strömenden Bluttbeschäftigt. Während früher der Nachweis des Koehschen Bacillus im Blut bei tuberkniös Erkrankten nui selten gelang, wurden von Stäubli und Schnitter im Jahre 1908 und 1909 Methoden angegeben, mittels deren das Auffinden des Tuberkelbacillus aus dem Blut im Ausstrichprparat; leichter gelingen sollte. Es handelt sich bei diesen Methoden um die Auflösung cies Blutes in 3 %
more » ... säure, kombiniert mit dem bekannten Antiforminverfahren. Es folgte nach Bekanntwerden dieser Methoden eine größere Reihe von Publikationen, die die Anwesenheit von sihirefesten Bazillen ini Blute feststellten. . Es ergaben sich dabei höchst überraschende Befunde. Schnitter und Treupel fanden bei einer Gesamtzahl von 17 Fallen von Lungentuberkulose in 47 % der Fälle im dritten Stadium der Krankheit, in 22% im zweiten Stadium, in 0% im ersten Stadium Tuberkelbazillen im Blut. Zu ähnlichen Resultaten kamen Lipp manu (53 % im dritten Stadium, 3% im zweiten Stadium, 0% ini ersten Stadium), Jessen und Rabinowitsch (36 Fälle: 12mal +), Sturm (42% bei Tuberkulosekranken, 0% bei Gesunden), Ranström (36 Filile: 9mal +, nur drittes Stadium), Hilgermanu und Lossen (64 Fl1e: 17mal +, davon 7 drittes Stadium, 7 zweites Stadium, 3 erstes Stadium ) und F. Kiemperer (S Gesunde O +, 10 nicht Tuberkulosekranke I +, 14 Tuberkulose 12 --, 7 Suspekte 4 +). Dann aher nahmen die positiven Befunde noch weiter zu. D u e h i -noiI fand in 78 % von chirurgisch-tuberkulös Erkrankten Tuberkelbazillen im Blut, Rosenberger in 49 FaJien, von denen 23 im initialen Stadium waren, in allen Fällen (also in 100%). Koslow bei Pht.hisikern ebenfalls in 100 % (dagegen bei Gesunden nie). Suzuki und Takaki in 478 Fállen von 517 tuberkulös Erkrankten und ferner 28 mal bei anscheinend Gesunden. Kennerknecht bei 120 Kindern, voit denen nur 68 sichere Tuberkulose hatten, in 91 % (davon bei 68 sicher 'ritherkulosen in 100 %, bei 20 tuberkulös Yerdchtigen in 90 %, bei 31 nicht nachweisbar Tuberkulösen in 74%). Noch höhere Werte erzielte Kurashige, der hei 155 tuberkulös Erkrankten ausnahmslos Tuberkelbazillen lin strömenden Blute fand, ferner 20mal bei anscheinend Gesunden. In einer letzten Publikation konnte er ferner berichten, daß er bei tuberkulös erkrankten Frauen in 85 % die Bazillen in der Frauenmilch wiedergefunden habe. Rumpf berichtet über den Befund von säurefestert Bazillen ini Blut bei 100 % seiner untersuchten Tuberkulosefälle, die sämtlich dem ersten Stadium angehörten, sowie bei allen untersuchten Gesunden. Schließlich hat Lieber meister in verschiedenen Publikationen seine Untersuchungsergebnisse mitgeteilt, die ebenfalls hberraschende Zahlen ergaben. Er fand bei 15 Fällen von offener Lungentuberkulose jedesmal säurefsete Bazillen im Blut, bei 13 Fällen von geschlossener Tuberkulose 11 mal. Bei mehr als 70 Menschen, bei denen eine tertiäre" Tuberkulose klinisch nicht nachweisbar war, fanden sich lin Blute sturefeste Bazillen, ferner bei 37 Fällen rheumatischer Eikrankung, bei 3 Fälleit von Chorea, bei vielen Anämien ohne nachweisbaren Lokalbef und.
doi:10.1055/s-0029-1190025 fatcat:f2jzlpyhxzcvrdw3refonjvi3y