K. K. Gesellschaft der Aerzte in Wien
1888
Deutsche Medizinische Wochenschrift
Riehi demonstrirt einen Fall von Xeroderina pigmentosuin. Es ist dies das uiteste Individuum (61 Jahre), an welchem diese Krankheit beobachtet worden ist. Das Leiden begann vor 18 Jahren mit Pigmentdecken und einer warzenartigeu Geschwulst an der Nase, welche mehrmals exstirpirt wurde, aber immer wieder recidivirte. Seit 3-4 Jahren sind audi an anderen Stellen des Gesichts Warzen entstanden. Gegenwärtig zeigt die Pat. Pigmentflecke am ganzen Körper; Angiome oder Teleangiectasieen sind nur
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... vorhanden, hingegen ist die Atrophie der Haut sehr bedeutend. Im Gesicht finden sich die für diese Affection charakteristischen Neoplasmen: ein zerfallenes Epitheliom der Nase und mehrere Epitheliome an den Wangen und der Stirn. Bezüglirb der Entstehung der Krankheit bemerkt Redner, dass die Eigenthümlichkeiten des Processes, besonders das Vorkommen desselben bei Geschwistern, es sehr wahrscheinlich machen, dass eine augebereue Anomalie in der Structur der Haut den Anstoss für die späteren Veränderungen giebt. Herr Kaposi macht darauf aufmerksam, dass diese Fälle nieht mit gewöhnlichen Pigmentationen confundirt werden dürfen. Das Wesentliche bei dieser Krankheit ist die fortschreitende Entwickelung der Melanose, die Atrophie der Haut, die Bildung von malignen Neoplasmen in einem Alter und in einer Anzahl, wie dies sonst nie beobachtet wird. Es seien die Bezeichnungen Angiom oder Melanose nicht zutreffend, und die Hinzufügung verschiedener Adjective hat eben keinen anderen Zweck, als die Nomenclatur unnützer Weise zu vermehren. Herr Rosenfeld stellt einen Kranken vor, bei dem eine reife Kastarakta mittelst Lappenschnittes ohne vorausgegangene Iridectomie extrahirt wurde. Herr Fuchs möchte die sichere Methode mit lridectoniie nicht verlassen, da clic andere Methode keine bessere Sehschärfe liefert. Herr y. Reuss ist derselben Ansicht, zumal auch subjectiv keine bessere Sehschärfe von den I'atienteri, die ohne Iridectomie operirt wurden, angegeben wird. Herr Königsteiii bemerkt, dass bei der Kataraktcxtraction ohne Indectonuie die Entbindung der Linse cine schwierigere ist, thin selbst ist hei einer solchen Gelegenheit die Linse luxirt. Herr Adler hat seit einigen Jahren die Linearextraction aufgegeben und die Lappenextraction in mehr als 100 Fällen ohne einen einzigen Verlust ausgeführt. Er theilt ebenfalls die Bedenkezi gegen die Unterlassung der Iridectomie. Herr B e rgm e is te r hält die Irideotomie für ein nothwendiges Uebel, weil sie vor Gomplicationien schützt. Herr Lorenz: Ueber das seeretorisehe Nierenepithel. Redner hält den sogenannten Biirstenbesatz an den Epithelien der gewundenen Nierencanälchen für einen normalen Bestandtheil der Secretionszelle cien Niere. Derselbe stellt ein Sehutzgebilde für die secernirende Zelle cian und verhindert, dass mit der Secretion der specifischen Flüssigkeit auch Eiweiss die Zelle verlässt. Von pathologischen Nieren untersuchte Redner hauptsächlich solche, die in vivo Albuminurie zeigten. Bei den Stauungsnieren sind die gewundenen Canälchen etwas erweitert, ihr Epithel bildet nicht den continuirlichen, nur leicht welligen Saum, wie er in der Norm besteht, sondern zeigt geschwellte und in's Lumen hineinragende Zellen, deren Bürstenbesatz grösstentheils verloren gegangen ist. Interessant ist der Befund, class an Schnitten, die nur fleckweise eine Blutüberfüllung in den Capillaren zeigten, in diesen Partieen auch die Schwellung des Epithelsaumes eine stärkere war als dort, wo die Blutfülle der Capillaren sich der Norm näherte. Es spricht dies für einen direkten Zusammenhang den Epithelverä.nderung mit den Stauungserscheinungen. Indem der Zelileib hydnopisch wird und seines Bünstenbesatzes verlustig wird, ist ein Austritt von Eiweiss ermöglicht; doch ist hier die Albuminurie nicht diesem Momente allein zuzuschreiben. Bei den febrilen Nierenaffectionen ist, nach den Untersuchungen des Vortragenden, die Albuminurie auf das Fehlen des Bürstenhesatzes zurückzuführen. Bei der aculen infectiösen Nephnitis waren in den schwereren Fälleui die Epithelien der gewundenen Canälchen geschwellt und vollständig des Bürstenbesatzes beraubt. Hier ist die Albuminurie nur theilweise von der Epithelveränderung abhängig, da bedeutende Veränderungen der Glomeruli vorhanden sind. Auch bei den selhstständigen Formen der diffusen, vorwiegend parenchymatösen Nephritis kann die Albuminurie nur zum Theil auf die Epithelveränderungen (Schwellung und Verfettung des Epithels, Verlust des Bünsteutbesatzes) zurückgeführt werden, da auch hier Veränderungen an den Glumerulis vorhanden sind. Bei der chronischen Nephritis ist der Biirstewbesatz zumeist erhalten, und daraus erklärt sich auch die geringe Albuminurie hei diesen Formen. M. 424 DEUTSCHE MED1C1NISOHE WOOHENSCHRIFT. No. 21 Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
doi:10.1055/s-0029-1207946
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