Die Chlorierung des Äthylchlorids

W. Staedel
1909 Journal für Praktische Chemie  
Vor 40 Jehren veroffentlichte ich die ersten Ergebnisse eiuer eingehenden Untersuchung iiber die Chlorierung gechlorter Ather. Ich hatte damals zunachst die Versuche von R e g n a u l t iiber die Einwirkung von Chlor auf Athylchlorid wiederholt. I n einem geraumigen, mehrfach tubulierten Glasballon waren Chlorgas und der Dampf von Athylchlorid gleichzeitig eingeleitet worden. Wahrend das Gemisch im diffusen Tageslichte einige Zeitlang griinlichgelb blieb, hatte es sich stets, unter Bildung
more » ... farblosen Oles, momentan entfarbt, sobald es von direkteu Sonnenstrahlen getroffen worden war. Wahrend der sonnigen Tage des September 1868 waren auf diese Weise, im Laufe mehrerer Wochen, einige Kilogramm dieses Oles, einer Mischung vou Athylchlorid und seiner Chlorierungsprodukte, vom Dichlor-bis zum Perchlorathan, gewonnen worden. Die fraktionierte Destillation dieses Oles hatte ergeben, dab eine reichliche Meage der hoher gechlorten Produkte darin enthalten war. Drts einzige Dichlorathan, dtls aus dem Ole isoliert werden konnte, war Athylidenchlorid, Sdp. 590. Es war nicht gelungen, auch nur eine kleine Menge Athylenchlorid daraus abzuscheiden. Mit gutem Grunde glaubte ich daher, das A t h y l i d e n c h l o r i d a l s e r s t e s P r o d u k t d e r u n m i t t e l b a r e n C h l o r i e r u n g des A t h y l c h l o r i d s bezeichnen zu diirfen. Zwanzig Jahre spater hat V i c t o r M e y e r die Chlorierung des Athylchlorids von neuem untersucht. Er kam beziiglich des ersten Chlorierungsproduktes zu einem ganz anderen Ergebnis, fand gar kein Athylidenchlorid , sondern ausschlieblich Athylenchlorid. Er glaubte sich zu der Behauptung berechtigt, da8 bei Substitution eines Wasserstoffatoms durch Chlor letzteres immer an ein noch nicht mit Chlor beladenes Kohlenstoffatom gebunden werde. Beilaufig hat V i c t o r Meyer die Meinung kund gegebea, daB die Divergenz seiner und meiner Beobachtungen, moglicher Weise, durch die Verschiedenheit seiner und meiner Arbeits-von
doi:10.1002/prac.19090800122 fatcat:xs6bwsmty5gllinmv6mrgex3xu