Antisemiten als Koalitionspartner? Die Linkspartei zwischen antizionistischem Antisemitismus und dem Streben nach Regierungsfähigkeit

Samuel Salzborn, Sebastian Voigt
2011 Zeitschrift für Politik  
Die in diesem Aufsatz formulierte These kratzt an einem Tabu: dem des linken Antisemitismus. Obgleich in zahlreichen Studien historische Ausprägungen von linkem Antisemitismus bis in die 1990er Jahre untersucht worden sind, 1 scheint die Affinität zu antisemitischen Positionen im rechten und rechtsextremen Spektrum offenkundig, die im linken und linksextremen wirkt hingegen eher als Rand-oder Ausnahmeerscheinung. 2 Angesichts der jüngeren Entwicklungen innerhalb der Partei »Die Linke« wollen
more » ... hier exemplarisch zeigen, dass linke Selbstimprägnierungsstrategien darüber hinwegtäuschen, dass sich sogar im parlamentarischen Spektrum der bundesdeutschen Linken inzwischen eine Kraft etabliert hat, die -obgleich sie nach Regierungsfähigkeit strebtantisemitische Positionen in ihren Reihen toleriert. Hinsichtlich konkreter policies, insbesondere der internationalen Politik, scheinen diese innerparteilich immer dominanter zu werden und prägen inzwischen die äußere Wahrnehmbarkeit der Partei. Denn die parteiinternen Kontroversen über die Haltung der »Linken« zum Nahostkonflikt, die verbunden ist mit einer Dämonisierung der Politik Israels und einer einseitigen Parteinahme zugunsten der Palästinenser, bis hin zu einer offenen Solidarisierung mit den terroristischen Kräften innerhalb dieses Spektrums, 3 dominiert seit Anfang des 1 Vgl. exempl. Matthias Brosch/Michael Elm
doi:10.5771/0044-3360-2011-3-290 fatcat:yyghlrbmynbglk6tdlbdmr6pvi