Akteur-Netzwerk in der Autorschaft im Fall der Aktionsgruppe Banat
Kende Varga
2020
Acta Universitatis de Carolo Eszterházy Nominate: Germanistische Studien
Die vorliegende Studie befasst sich mit unterschiedlichen Handlungen der rumäniendeutschen Literaturszene der frühen 1970er Jahre, wobei der Schwerpunkt auf das lyrische Werk der Aktionsgruppe Banat bzw. auf ihre kritische Einstellung gegenüber dem sozialistischen Machtsystem Rumäniens und den rumäniendeutschen Konservativen gelegt wird. Im Mittelpunkt stehen Netzwerke, die sich um die Aktionsgruppe-Generation bzw. parallel zu ihr bildeten. Die Arbeit wird um die zentrale Frage strukturiert, in
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... welchem Maße der Literaturbetrieb die Autoren und die Entwicklung von literarischen Netzwerken -sowohl qualitativ als auch quantitativ -fördern konnte. Dabei lassen sich auch weitere wichtige Fragen stellen, wie sich vor allem Gruppenbildungen innerhalb der Literaturszene vollzogen, und wie die einzelnen Autoren nach der offiziellen Auflösung ihrer diversen Netzwerke weiter existierten. Zur methodologischen Basis wird hier in erster Linie die Akteur-Netzwerk-Theorie von Bruno Latour zu Hilfe gezogen, wobei auch die Anwendungsschwierigkeiten der aus der Soziologie entliehenen Theorie erläutert werden. Im Folgenden sollen nach einer kurzen Festlegung der methodologischen Termini vier unterschiedliche Beispiele aus der rumäniendeutschen Literaturszene als Bestandteile von Netzwerken analysiert werden, die zugleich Abdrücke der oben erwähnten Strategien der Gruppenbildung wie auch Beweise für die überaus produktive Kooperation unter den einzelnen Akteuren sind. Zuerst wird durch die Kontextualisierung einer Initiative der Neuen Literatur zur Nachwuchsförderung kurz auf die Rolle der deutschsprachigen Zeitschriften hingewiesen. Anschließend soll ein Brief von Anemona Latzina an Richard Wagner herangezogen werden, durch den der Mechanismus des Verlagswesens teilweise aufgedeckt werden kann. Zuletzt soll ein Akteur-Netzwerk im Spiegel zwei kurzer Gedichte dargestellt werden. "Wenn wir handeln, treten andere Kräfte in Aktion" (Latour 2010: 109), lautet eine Aussage von Latour. Sollte das auf den ersten Blick zwar banal klingen, steckt hinter seiner Behauptung im Prinzip eine Erkenntnis, wodurch man von der "Soziologie des Sozialen" Abstand gewinnt und die unterschiedlichsten Elemente, die in der Entstehung von Gruppen und sozialen Prozessen als kleine Einheiten oder -mit Latour gesprochen -als Akteure einen Beitrag leisten, im Rahmen einer "Soziologie der Assoziationen" (Latour 2010: 23) distanzierter und in ihrer Entwicklung deutlich beobachten kann. All diese Einheiten, die als Akteure einer Handlung aufgefasst werden, bilden in ihrer Verbindung miteinander ein Netzwerk, das sich vor allem von den -in vielen wissenschaftlichen Untersuchungen gewöhnlich verwendeten -visualisierenden Netzwerken
doi:10.46434/actauniveszterhazygerman.2020.65
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