Ein Bronzeschaft mit Götterbildern

Wilhelm Schleiermacher
2021
In dem vicus vor dem Kastell Eining wurde im Jahre 1949 ein beiderseits abgebrochener Bronzeschaft gefunden, der mit neun in drei Reihen iibereinander geordneten Gotterbildern verziert ist. Das selfsame Fundstiick gelangte in das Museum Abensberg. Daher kann der Verfasser nicht aus Kenntnis des Origi nals urteilen, jedoch lag ihm ein guter AbguB sowie die vom Original genommenen photografischen Aufnahmen des Bayerischen Landesamtes fur Denkmalpflege x) in Miinchen vor. Der hohle Schaft ist
more » ... unterhalb der Figuren annahernd geradlinig abgebrochen, wurde jedoch hierbei leicht verbogen und zusammengedriickt. Er scheint an dieser Stelle auBerdem durch Feuer beschadigt zu sein. Am oberen Ende ist der Bruch zackenfbrmig, wahrscheinlich weil die drei Kbpfe der oberen Figurenreihe mehr Widerstand leisteten als die diinnen Zwischenfelder. Die Gesamthbhe betragt noch 175-180 mm, die Hbhe der oberen Figuren etwa 50 mm, die der mittleren etwa 55 mm, die der unteren Reihe etwa 60 mm. Der innere Hohlraum hat oben etwa 15 mm lichte Weite, unten ist er infolge der Verbiegung nicht mehr zu messen. Die Gbtterfiguren sind in ziemlich kraftigem Relief dargestellt, das Ganze, soweit sich dies ohne Kenntnis des Originals beurteilen laBt, wohl in verlorener Form mit einem Kern (fiir den inneren Hohlraum) gegossen. In der oberen Reihe erkennen wir Jupiter, Hercules und Mars. Jupiter scheint unbekleidet, vielleicht bartig (doch ist dies nicht genau festzustellen). Er halt in der gesenkten Rechten ein vierspeichiges Rad, die ebenfalls gesenkte Linke ist ohne Attribut geblieben. Auch bei Hercules laBt die stark korrodierte Oberflache der Bronze die Entscheidung nicht zu, ob der Gott bartig oder unbartig dargestellt war; fiber seiner linken Schulter und unterhalb des linken Armes werden Teile eines Mantels * 2) sichtbar. In der gesenkten Rechten halt er die Keule, in der bis zur Hiifte erhobenen Linken einen rundlichen Gegenstand, vielleicht eher ein kugelformiges GefaB als einen der Hesperidenapfel. Der Kopf des Mars ist am 1) W. Kramer bin ich besonders dankbar fiir die Erlaubnis, mich mit dem Fundstiick naher zu beschaftigen, und fiir die Vermittlung der Photographien sowie des Abgusses. -Das Stuck ist erwahnt und abgebildet im Fundalbum der Bayer. Vorgeschichtsblatter 18/19, 1951/52, 282 mit Taf. 36. 2) Den Falten nach kann es sich nicht um das zu erwartende Lowenfell handeln.
doi:10.11588/bjb.1958.1.81156 fatcat:3mwludzjhndjzfuqkysrklgwkm