Ein besonderer Schlaganfall
Stefan Kipfer, Marwan El-Koussy, Bernhard Morell, Damian Rüsges, Marcel Arnold, Inselspital Bern
2010
Forum Med Suisse
unpublished
Fallbeschreibung Ein 63-jähriger Patient wird Anfang März 2010 mit Verdacht auf einen subakuten Schlaganfall dem Neuro-logischen Notfall des Inselspitals Bern zugewiesen, bei gemäss Angaben des zuweisenden Arztes seit sechs Tagen bestehender progredienter motorischer Hemi-symptomatik links. BeiAnkunft im Inselspital berichtet der Patient, er habe in den letzten Tagen unter Fieber, Erbrechen und Un-wohlsein gelitten. Dabei entwickelte er zunehmend eine Gangunsicherheit und Doppelbilder.
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... nes-tisch (Tochter) ist zu erfahren, dass der Patient wegen einer Zunahme einer aufgrund eines Hirninfarktes seit 12/2007 vorbestehenden Schwäche der linken Körper-seite an einer Gangunsicherheit leide. Zudem wirke er teilweise verwirrt und wolle z.B. Dinge erledigen, wel-che in Wirklichkeit nicht geplant seien. Vorgeschichte In der persönlichen Anamnese sind ein zerebrovasku-lärer ischämischer Insult im Mediastromgebiet rechts mit erfolgreicher intraarterieller Lysetherapie 12/2007 und eine chronische Alkoholkrankheit zu erwähnen. Bezüglich des Schlaganfalls im Jahre 2007 hat sich der Patient nach Abschluss der ambulanten neuropsycho-logischen Rehabilitation bis auf ein leichtgradiges mo-torisches Hemisyndrom (M4-Paresen der linksseitigen Extremitäten) und eine leichte Störung der Aufmerk-samkeit gut erholt. Hinsichtlich der chronischen Alko-holkrankheit erfolgte im Frühjahr 2009 ein stationärer Alkoholentzug. Nach eigenen Angaben konsumierte er einige Wochen vor der aktuellen Notfallkonsultation wiederum einen Liter Wein pro Woche. Bis zum jetzi-gen Zeitpunkt wohnte er alleine und war nicht auf Hilfs-mittel angewiesen. Untersuchungsresultate Während der notfallmässigen Erhebung des NIHSS (National Institute of Health Stroke Scale)-Scores zur Abschätzungder neurologischen Defizite fallen als Leit-symptome eine schwere beidseitige horizontale Blick-parese, ein Blickrichtungsnystagmus, eine Extremi-tätenataxie, eine fluktuierende örtliche, zeitliche und situative Desorientiertheit sowie eine psychomotori-sche Verlangsamung auf (in der Nachuntersuchung zu-dem eine ausgeprägte Stand-und Gangataxie). Zum Zeitpunkt der Untersuchung bestehen keine Hinweise auf neu aufgetretene fokale Muskelparesen oder sensible Defizite. Es bestehen keine Anhaltspunkte für eine qualitative Bewusstseinsstörung. Die Vitalzeichen bei Eintritt sind normal. Der kardiopulmonale Auskula-tionsbefund ist ohne pathologischen Befund und abdominal besteht keine Druckdolenz. Die Routinelaboruntersuchung fördert ein makrozy-täres hyperchromes Blutbild, eine leichtgradige CRP-Erhöhung und deutlich erhöhte Leber-und Pankreas-werte zutage: MCV 107 (80-98 fl), MCH 36 (27-33 pg), CRP 12 (<5 mg/dl), ASAT 85 (10-41 U/l), ALAT 121 (5-41 U/l), GGT 329 (<60 U/l), Pankreas-Amylase 258 (13-53 U/l) und Lipase 939 (7-60 U/l). Vor der Durch-führung der notfallmässigen Schädel-MRI-Unter-suchung wird bereits eine i.v.-Vitamin-Substitutionsthe-rapie (s.u.) appliziert.
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