Rezension zu: Josef Löffl, Die römische Expansion

Christoph Schäfer
2016
Frankfurter elektronische Rundschau zur Altertumskunde 23 (2014) http://www.fera-journal.eu 60 Rezension zu: Josef Löffl, Die römische Expansion, Region im Umbruch 7 (Berlin 2011). Christoph Schäfer Wählt man einen monumentalen Titel wie "Die römische Expansion" ohne jeden einschränkenden Untertitel, so zeugt dies von Mut und Selbstbewusstsein beim Autor, weckt aber zugleich bei den Rezipienten enorme Erwartungen hinsichtlich der Reflexion und Analyse eines hochkomplexen Prozesses. Ein etwas
more » ... cheidenerer Titel wäre weniger irreführend gewesen, zumal der Verfasser der zu besprechenden Regensburger Dissertation schon in der Einleitung einräumt (18): "Mir wurde die Aufgabe übertragen, Überlegungen zur augusteischen Expansion im Raum des heutigen Bayern und Österreichs anzustellen." Mutet diese Aussage bereits etwas merkwürdig an, so staunt man nicht schlecht, wenn man in der Folge vom Autor selbst erfährt, seiner Untersuchung komme "die Funktion einer Grundlagendissertation des Forschungsschwerpunktes 'Region im Umbruch'" der Universität Regensburg" zu. Die Wortschöpfung "Grundlagendissertation" taucht ansonsten kaum in wissenschaftlicher Literatur auf und schon gar nicht bei der Selbsteinschätzung der eigenen Erstlingsarbeit. Klingt dies bereits vermessen, wird man in der Einleitung mit der Frage überrascht, wie "die Wissenschaft die Kultur unserer Tage in ferner Zukunft erfassen" wird. Mit prophetischem Tenor erörtert Löffl (fortan L.) den bevorstehenden Untergang "unserer Schriftkultur, die bald nur noch über digitale Medien archiviert werden wird, da sowohl die Halbwertszeit dieser Archive als auch der Verlust der zu deren Bearbeitung notwendigen Hilfsmittel ihre Existenz stark limitieren." Es sei also durchaus möglich, dass Archäologen bei der Bearbeitung des 20. und 21. Jahrhunderts mit ähnlichen Problemen konfrontiert würden wie wir, wenn wir uns der Spätlatènezeit und der frühen römischen Kaiserzeit in Mitteleuropa widmen. Nachdem er diese Gedanken noch eine Weile verfolgt hat, stellt L. selbst völlig zurecht fest, seine Gedankengänge mögen banal anmuten. Warum er dann dennoch in dieser Weise seine Weltsicht entwickelt, erschließt sich nicht, auch wenn er hinsichtlich der diesbezüglichen Überlegungen betont: "In der Tat umreißen sie aber exakt die Problematik, mit der ich im Rahmen meiner Analyse konfrontiert wurde." Und tatsächlich räsoniert L. auch im weiteren Verlauf der Arbeit immer wieder in diesem Stil, ohne dass dies in irgendeiner Weise der Untersuchung zuträglich wäre. Dabei bleiben eine klare Fragestellung oder gar eine stringente Argumentation auf der Strecke, obwohl L. immerhin feststellt, Ziel seiner Arbeit sei es, "verschiedene Zugänge zur Thematik in eine Forschungssynthese zu integrieren" (19). Seine Methode sei die eines "generalistischen Ansatzes" (20), er wolle "eine möglichst große Bandbreite an mit der Thematik einhergehenden Aspekten aufzeigen und somit Anreize für weitere Forschungstätigkeiten schaffen". Zu diesem Zweck gliedert er seine Dissertation in drei Bereiche. Im ersten Abschnitt geht es ihm um "eine Synthese der fundamentalen Charakteristika und entscheidender politischer sowie sozio-ökonomischer Prozesse, die die Entwicklung der res publica Romana in ihrer mittleren und späten Phase prägten" (25-98). Angesichts des zeitlichen Rahmens kann dieses Kapitel nur ein punktueller Abriss der römischen Geschichte von der mittleren Republik bis zum Prinzipat des Augustus sein, von dem man keine besonderen Erkenntnisse erwarten darf. Schlaglichtartig und
doi:10.21248/fera.23.99 fatcat:zalhrt6hivdmfmhxtyk7eo6lry