Ueber Assoziationen bei Dementia praecox

Otto Markus
1911 Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten  
Das Assoziationsexperiment, wie wir es heute handhaben, verdankt seine Entstehung und erste Ausbildung W und t und seiner Schule. Er stellte die ersten systematlschen Versuche dieser Art an, um die Verknfipfung yon VorsteHungen, die Gesetze, nach denen dieser psychische Prozess vor sich gehe, zu studieren. Die primlire Vorstellung erweckte er durch Darbieten ei~es Reizwortes entweder auf optischem oder akustiscbem Wege; die u ml,sste dann die ihr zu-n~ichst einfMlende Vorstellung aussprechen.
more » ... e Zeit yore ErtSnen oder Sichtbarwerden des Reizwortes his zum Aussprechen der daran geknfipften Vorstellung der u wurde mit dem Hippschen Chronoskop in tausendstel Sekunden gemessen. An dieser Versuchsanordnung hat sich im Laufe der Jahre nichts Wesentliches ge~indert. Die Veri~nderungen, die vorgenommen wurden~ sind bedingt durch den verschiedenen Zweck, den man dabei verfolgt. Die urspriingliche Absicht, die Verkn/ipfung voa Vorstellungen zu erkem~en, ist heute nicht mehr allein Zweck des Experimentes. Nach Wundt bedeutet der Begriff Assoziation eine psychische Yerbindung psychischer Elemente. Unter psychischen Elementen versteht er "nicht weiter zerlegbare Faktoren, reine Empfindungen und einfache Gefiihle." Man hat mit der Zeit erkannt, dass es unmSglich ist, mit dem Assoziationsexperiment Gesetze aufzufinden, nach denen diese Verbindungen stattfinden. Man hat jedoch beim Experimentieren in der angegebenen Weise gewisse relativ konstante Beziehungen zwischen Reizwort und Reaktion kennen gelernt, die f/it einzelne Charaktertypen oder Krankheitszust~tnde charakteristisch sind. Diese Beziehungen sind es beute ausschliesslich, die bei der Deutung des Ausfalls des Experimentes gewertet werden. Man hat sie in verschiedene Gruppen eingeteilt nach der Art ihrer inhaltlichen Beziehungen. Alle diese Einteilungen unter-Ueber Assoziationen bei Dementia praecox. 347: Auf dem Gebiete der Epilepsie habenFuhrmann, Rittershaus und Jung Assoziationsversuehe angestellt und fnnden neben starker Egozentrizit~t h~ufig starkes Perseverieren, ferner vSllig zusammenhanglose, sprunghafte Assoziationen; dabei eine depressive oder demfitige Stimmungslage, mitunter re]igiSs gefi~rbt. Ziehen untersucht in seinen "[deenassoziationen des Kindes" den Gedankenablauf bei diesem und hebt als wesentliches Moment die ]ndividuaiverstellung des Kindes hervor. An Idioten und Imbezillen experimentierte Wehrlin, auf dessen Arbeit ich noch spater ausffihrlicher zu sprechen komme. Ranschburg und Balint bearbeiteten die Assoziationen bei Greisen. WeitereUntersuchungen an Manisch-Depressiven stellte Isser-]in in Miinchen an, deren Resultate im wesentlichen sich mit denen Aschaffenburgs decken. Neues bringt er fiber die Assoziationen in den Mischzusti~nden. Ueber Assoziationen bei Dementia praecox ist seit den Studien Sommers an Katatonikern, die er in seinem Lehrbuch der psychopathologischen Untersuchungsmethoden gibt, nut noch die Arbeit yon Jung ,Die Psychologie der Dementia praeeox" erschienen. Es lag jedoeh nicht im Rahmen der Arbeiten der beiden Autoren, eine umfassendo Betraehtung der Erscheinungen anzustellen~ die bei den Assoziationen der Dementia praecox-Kranken zu Tage treten. In der vorliegenden Arbeit sol] der Versuch gemacht werden, diese Lfieke auszuffillen. Das Material, das meiner Arbeit zu Grunde lie.gt, setzt sieh zusammen arts 60 Assoziationsbogen. Es wurden natiirlich nur solehe Patienten zum Experiment herangezogen, bei denen die Diagnose "Dementia praeeox" einwandfrei war. 37 Assoziationsbogen stammen yon Patienten der hiesigen Klinik~ 23 yon Patienten aus der Hell-und Pflegeanstalt in Ueekermfnde. Es sei mir an dieser Stelle gestattet, den Herren Kollegen in Ueckermiinde, insbesondere dem stellvertretenden Chef, Herrn Sanitlitsrat Dr. S ehr 5 der, meinen herzlichsten Dank auszusprechen fiir die freundliehe Ueberlassung des Materials und das liebenswfirdige Entgegenkommen, das sie mir bei dieser Gelegenheit gezeigt haben. Es wurden yon jedem Patienten 100 Reaktionen aufgenommen, nur in 4 Fallen war ieh bei Patienten in Ueckermfinde aus i~usseren Griinden gen6tigt, das Experiment vorher abzubrechen. Bei 14 Bogen babe ieh die Versuehe nicht selbst angesteilt; 'sie' stammen yon Patienten der hiesigen Klinik aus frtiheren Jahren. Das Experiment warde in der
doi:10.1007/bf01815292 fatcat:5erkxcrkyngyvn62h2wfozmdrq