Studien über den Ammoniaksodaprozeß

Walther Hempel, Hermann Tedesco
1911 Angewandte Chemie  
Hempel u. Tedesoo: Btudten uber den AmmonieksodaproseE. rika 52 975 t, Frankreich 11 739 t, Osterreich 20 028 Tonnen beitrugen. Diese Mengen sind allerdings nicht mehr wie anfangs lauter hochwertige Qualitiiten (Tiegelstahlqualitat), sondern es werden jetzt schon reichlich Mittelqualitaten fur Schienen, Eisenbahnmaterial usw. erzeugt. Anfang 1910 waren 67 Elektrostalilofens4) in Betrieb, 36 in Bau, 11 auDer Betrieb, zusammen 114 Ofen, davon waren 77 als Licht,bogenofen, 35 als Induktionsofen,
more » ... ei als kombinierte Ofen konstruicrt. Die Ofen verteilen sich auf 17 versctiiedene Systeme. Uber den augenblicklichen S t a n d d e s E I e k t r o s t a h 1 v e rf a h r e n s hat R. S e u ni a n n 8 5 ) auf dem intern. KongreD berichtet. Er fiihrte zunaclist eine Reihe Neukonstruktionen und Seuerungen an Ofen an, so den 15 t -H B r o u 1 t ofen, den Ofen von K e 1 -1 e r mit gemischter Bodenelektrode (Eisenstabe mit leitender Stampfmassc). den S a t h u s i u sofen mit einem Herde aus leitender Stampfniasse und drei iiber den1 Metallbade spielenden Liclitbogen, den elektrischen Konrerter von 1' e v o z zur Herstellung von StahlguU als Ersatz der Kleinbessemerkonverter, die Induktionsofen von F r i c k und von H i o r t h , welche beide niit Transformatoren mit Scheibenwicklung ausgerustet sind. Weiter behandelte S e u ni a n n das -4rbeitsgebiet des Elekt.rostahlofens. Es hat sich Iierausgestellt, daB der Elektrostahlofen den Martinofen oder den Konverter wirtschaftlich nicht ersetzen kann, wohl aber dem TiegelprozeD weit iiberlegen ist, weil er billiger, aus beliebigem Material und in unbegrenzten Mengen ein gleichwertiges Material liefert. Dagegen entwickelt sich der Elektrostahlofen mehr und mehr als Erganzungsapparat fur Stalilwerke, in dem er fliissiges, fertig gemachten FIuDeisen aus dem Thomaskonverter oder dem Martinofen aufnimmt und mit wenig Stroriiaufwand noch weiter raffiniert fur Achsen, Federn, Handagen, Schienen. Die letzte Seuerung hat die Dommeldinger Hiitte eingefuhrt, sie besitzt nur Hochofen, aber kein Stahlwerk. Man fiihrt das Roheisen vom Hochofen i n einen Mischer uber, raffinicrt vor und bringt das Produkt zur Fertigraffination in Induktionsofen. Von Einzelberichten iiber Ofensysteme sind noch zu erwahnen: ein solcher iiber den Sathusiusofen von S e u m a n n86), iiber den 15 t-HBroultofen von R i c h a r d s und R o c b e r a' ), uber die Remscheider HBroultofenanlage von R i c h a r d 8 8 8 ) iiber die Rochling-Rodenhauserofen von R o w -1 a n d s 89). Die quatitative Uberlegenlieit des Elektrostahls zeigt sich hauptsachlich in seinen Dehnungszahlen, die um etwa 11% holier sind, und bei den Schlagfestigkeitsproben, die sogar um 127% grolier sind (C a t a n i) 90). Halbharte und harte Sorten werden zu Messern, Federn, fur Geschutze und Geschosse s4) Stahl u. Eisen 1910, 497. 86) Ber. Int. Kongr. Prakt. Huttenw. 1910, se) Stahl u. verwendet ( A r n o u ) 9 1 ) . Die Erkliirung fiir die hoherwertigen Eigenschaften des Elektrostahles sucht man in der groUeren Gasfreiheit, der vollkommenen Desoxydation und der fast volligen Entschwefelung. Die groDere Gasfreiheit ist durch G o e r e n s 92) experimentell bestatigt worden. uber die Wichtigkeit des Vorganges, den man das Abstehen des Stahles irii elektrischen Ofen nennt, haben sich C o u s s e r g u e 93) und H o w e auseinandergesetzt. S e u m a n n 94) hat durch Temperaturmessungen nachgewiesen, daD die Temperuturen im Elektrostahlofen keineswegs so abnorm hoch sind, wie man fruher annahm; die Durchfuhrung der Reaktionen im elektrischen Ofen berulit also weniger auf der Iiohen Temperatur als auf dern AusschluD jeder oxydierenden Reaktion. C' a t a n i 95) hat noch berechnet, wie billig die elektrische Energie bzw. wie teuer die Kohle sein muDte, wenn der Elektrostahlofen ebenso billig Schienenstahl liefern sol1 wie der Martinofen; er kommt dabei auf eine Zahl, wonach das PS.-Jahr nur des Kohlenpreises betragen diirfe, Verhiiltnisse, die fur uns in Deutschland ganz unnioglicli sind.
doi:10.1002/ange.19110245204 fatcat:lybolbq3vvhfdcnsxkig3bppjm