Partizipation von Kindern : zwischen Selbst- und Fremdbestimmung

Peter Rieker
2017
Beitrag zur Veranstaltung »Partizipationsmöglichkeiten und -begrenzungen in biographischer Perspektiv« der Sektion Biographieforschung In meinem Vortrag geht es um Partizipation von Kindern, die in öffentlichen und wissenschaftlichen Zusammenhängen seit einigen Jahren breit diskutiert wird. Der Begriff Partizipation umfasst ein breites Spektrum ganz unterschiedlicher Möglichkeiten der Beteiligung, was damit zusammenhängt, dass wir alle immer irgendwie partizipieren, sobald wir interagieren
more » ... henbach 2006: 54). Mit Roland Reichenbach möchte ich Partizipation daher spezifischer fassen, als "Einbindung von Individuen in Entscheidungs-und Willensbildungsprozesse" (Reichenbach 2006: 54). Dabei geht es mir um das, was Roger Hart als Beteiligung an Entscheidungen fasst, die das eigene Leben und das Leben in der Gemeinschaft betreffen, in der man lebt (Hart 1992: 5). Sobald wir in diesem Sinne die Mitbestimmung von Kindern thematisieren, stellen sich Fragen der generationalen Ordnung, schließlich leben Kinder in einer durch Erwachsene dominierten Welt. Partizipation von bzw. mit Kindern findet damit nicht nur in pädagogischen Kontexten, sondern zum Beispiel auch in der Familie unter Ungleichen statt (Reichenbach 2006: 52). Daher wird etwa von Benedikt Sturzenhecker gefordert, dass die Partizipation von Kindern durch kompetente Erwachsene und pädagogische Fachkräfte unterstützt werden soll; diese sollen "eine neutrale Position beziehen und den Beteiligten helfen, ihre eigenen Interessen zu klären und machtvoll einzubringen" (Sturzenhecker 2005: 312). Erschwert wird dies dadurch, so Ursula Winklhofer, dass Erwachsene in diesem Zusammenhang "häufig nicht nur pädagogische Begleiter, sondern auch Interessenvertreter sind" (Winklhofer 2014: 62). Bei näherer Betrachtung sind wir in Hinblick auf die gerne und regelmäßig postulierte Partizipation von Kindern also mit verzwickten Verhältnissen konfrontiert, die durch eine Analyse der jeweiligen Bedingungen, Konstellationen und situativen Dynamiken nicht angemessen verstanden werden können, sondern die im Lichte einer biographischen Perspektive möglicherweise mit zusätzlichem Gewinn untersucht werden können. Dafür werde ich nach einem kurzen Überblick zu unserer Untersuchung zur Partizipation von Kindern und zu unserem empirischen Material zunächst darauf eingehen, wie Partizipation in verschiedenen sozialen Kontexten durch die Kinder thematisiert wird. Anschließend geht es um ihre Bewertung dessen, was die Erwachsenen in Partizipationskontexte einbringen. Im Fall von Jelleya, einem elfjährigen Mädchen, fallen Besonderheiten auf, die dann im Rahmen einer Falldarstellung genauer untersucht werden.
doi:10.5167/uzh-147178 fatcat:aj6oxgxfpndltjupdkfzuuxjxq