Frauen im Deutschen Bundestag. Indizien und Funktion der Tabuisierung von Exklusion [chapter]

Annette Knaut
Geschlecht als Tabu  
Im politischen Alltag und in der Politikwissenschaft wird in der Regel immer noch von Parlamenten als geschlechtsneutralen Institutionen ausgegangen. Abgeordnete handeln aus dieser Perspektive in einem durch formelle Regeln bestimmten neutralen Raum. Aber ist ein historisch männlich habitualisierter Ort in seinen formellen Normen wirklich geschlechtsneutral? Welche Rollen spielen informelle Regeln, die durch Routine und Gewohnheit entstehen? Solche Diskurse sind im Parlament, in dem formell
more » ... chberechtigung der Geschlechter herrscht und in dem eine ›Political Correctness‹ eine allzu offensichtliche Exklusion auf Grund von Geschlecht verbietet, ein Tabu. Informelle (Gender-)Machtstrukturen bleiben so unter dem Mantel der Geschlechtsneutralität verborgen. Dieser Aufsatz ist ein Versuch, die vermeintliche Neutralität aufzubrechen und vergeschlechtlichte Mechanismen der Exklusion bzw. Inklusion zu benennen. Im ersten Teil wird gezeigt, dass Neutralität im Alltags-und wissenschaftlichen Sprachgebrauch meist ›Männlichkeit‹ impliziert und dass diese Neutralität aus einer politikwissenschaftlich-repräsentationstheoretischen Perspektive über das Konzept der »seriellen Kollektive« (vgl. Young 1994) aufgebrochen werden kann, ohne in einen theoretischen Genderbias zu verfallen. Im zweiten Teil werde ich Mechanismen der Exklusion von Frauen, verstanden als ›serielles Kollektiv‹ in formellen und informellen Institutionen, im Parlament aufzeigen.
doi:10.14361/9783839407134-006 fatcat:djsjb5o63vdorgmafuxl2qt5b4