Feministische Geschichtswissenschaft – ein unverzichtbares Projekt [article]

Herta Nagl-Docekal, Humboldt-Universität Zu Berlin, Humboldt-Universität Zu Berlin
2019
Die Anfänge der Feministischen Geschichtswissenschaft liegen bereits ein halbes Jahrhundert zurück, 1 und seit mehr als zwei Dezennien ist dieses Forschungsprogramm im internationalen Diskurs der historischen Wissenschaften unübersehbar präsent. Die zahlreichen Publikationen auf diesem Gebiet -zu denen auch eine Reihe umfangreicher Studien gehören -legten nicht nur neue Einzelergebnisse vor, sie entwickelten auch neue Kategorien und theoretische Konzeptionen. Dennoch werden der Feministischen
more » ... schichtswissenschaft noch immer mehr Vorbehalte entgegengebracht als den übrigen Innovationen im Bereich der historischen Forschung. Die Motive dafür dürften die gleichen sein wie jene, welche die Skepsis gegenüber der feministischen Forschung in anderen Wissenschaften bedingen. Nicht wenige (und nicht nur Männer) unterstellen eine unzulässige Verbindung von Wissenschaft und Politik, und darüber hinaus gilt der Feminismus insgesamt bei vielen nach wie vor als ein dubioses Unternehmen. -Vorbehalte wurden neuerdings aber auch von ganz anderer Seite her artikuliert, gewissermaßen "von innen": manche Wissenschaftlerinnen sehen heute die feministische Forschung als ein zu enges, obsolet gewordenes Konzept, das durch komplexere Forschungsprogramme abgelöst werden müsse. Mit Bezug auf alle diese Varianten der Ablehnung soll im folgenden versucht werden, das Projekt der Feministischen Geschichtswissenschaft als ein nicht nur legitimes, sondern auch unverzichtbares einsichtig zu machen. Dafür scheint zunächst die Erörterung einiger grundlegender, nicht auf den Kontext der historischen Forschung beschränkter Fragen erforderlich.
doi:10.25595/948 fatcat:4rpgvwl4lzgahj34bm5ozmjeee