Die Pracht der Inszenierung. Mittelalterliche Grabmäler in Mitteldeutschland und die Kontinuität liturgischen Totengedenkens bis ins 18. Jahrhundert [chapter]

Johannes Tripps
2016
Mittelalterliche Grabmäler in Mitteldeutschland und die Kontinuität liturgischen Totengedenkens bis ins 18. Jahrhundert Was in den kommenden Abschnitten folgt, erhebt keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern entspringt laufenden Forschungen.1 Es ist intendiert in eine Art Kaleidoskop zu blicken, dessen sich langsam drehende Linse aus offenen Fragen besteht, die eine Vorstellung vom Facettenreichtum des Themas geben. Begonnen sei mit Radleuchtern und deren Bezug zu Grabmälern, denn
more » ... n den Domen von Merseburg und Halberstadt prangen zwei gewaltige Exemplare aus der Zeit der endenden Spätgotik. Das Merseburger Exemplar hängt heute in der zur Heinrichskapelle umgeformtem Vorhalle des Domes, die Bischof Sigismund von Lindenau (gest. 1544) prächtig umgestalten und von Hans Mostel mit einem Schlingrippengewölbe (vollendet 1537) überfangen ließ. Der Ort diente dem Bischof schließlich als Grabkapelle.2 Hier stehen nach wie vor zwei Fragen im Raum: Aus welcher Zeit stammt der Radleuchter und welchem Zweck diente er? Man hatte ihn 1861 nach seiner Wiederentdeckung (in einem Gemach des weißen Thurmes [Gewandkapelle]) und Restaurierung zunächst im Chor und dann während der 1883-1886 durchgeführten Domrestaurierung in die Vorhalle gehängt, wo er noch heute prangt.3 Isabel Arends und Volker Rössner datieren die Krone in die Zeit um 1500
doi:10.11588/artdok.00004657 fatcat:wprwcetopnf6hnp3nccev65jbm