Oberschlesien nach dem Ersten Weltkrieg. Studien zu einem nationalen Konflikt und seiner Erinnerung
Manfred Alexander
2004
Besprechungen und Anzeigen 611 etwa die Erklärung des Rechtsbegriffs "Fahnenlehen" als "mit Fahne verliehenes Lehen" (S. 417) nicht. Der vierte Teil schließlich umfaßt das übersichtliche Literaturverzeichnis. Die originalgetreue Wiedergabe der Handschrift sowie die Einleitung lassen die sprachwissenschaftliche Orientierung der Edition erkennen. Der Rechtshistoriker hätte eher ein umfangreicheres Glossar bevorzugt. Halle/Saale Katarzyna Lortz Christian Gürtler: Vereine und nationale Bewegung in
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... reslau 1830-1871. Ein Beitrag Breslaus zur Bewegung für Freiheit und Demokratie in Deutschland. (Europäische Hochschulschriften, Reihe III: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Bd. 969.) Europäischer Verlag der Wissenschaften Peter Lang. Frankfurt/M. u.a. 2003. 453 S. (€ 74,50.) Die deutsche Forschung zur Geschichte Breslaus im 19. Jh. hat sich in den letzten Jahren ganz erstaunlich belebt. Damit hat die jahrzehntelange wissenschaftliche Vernachlässigung der Lokalgeschichte ein Ende gefunden, auch wenn das methodenbewußte Interesse der polnischen Kollegen an ihr noch zunehmen könnte. Die zumindest teilweise gute Archivüberlieferung und die ausgezeichnete Druckschriftensammlung der Universitätsbibliothek haben die z.T. hervorragenden Studien von Manfred Hettling, Till van Rahden, Andreas Reinke, Anne-Margarete Brenker und anderen ermöglicht. Nun legt Christian Gürtler seine Berliner Dissertation über den Konnex von Vereinen und nationaler Bewegung vor. Der Vf. hat sich die Mühe gemacht, die zahllosen Druckschriften auszuwerten, außerdem hat er die Archivbestände und teilweise auch die Tagespresse herangezogen. Sein Versuch einer "systematischen Fallstudie zur Entwicklung des Nationalismus auf lokaler Ebene" (S. 15) beschränkt sich auf die Darstellung nationaler Aktivitäten und Themen Breslauer Vereine, die er teils sehr ausführlich beschreibt. Eine besondere Rolle spielen hier die politisch-geselligen und politischen Organisationen, so die Städtische Ressource, die Vereinigungen von 1848/49, der Gewerbeverein, der Kaufmännische Verein und die politischen Vereine der 1860er Jahre. Insgesamt werden rund zwanzig Vereine eingehend besprochen. Am besten ist die Darstellung dort, wo der Vf. ansatzweise kulturgeschichtliche Fragen aufgreift, so in der Analyse der Liederbücher des Gesangvereins "Laetitia" (S. 44-49). Interessant sind die Beobachtungen über die geringe Rolle des Polendiskurses im Rahmen der Breslauer -vom Linksliberalismus dominierten -Nationalbewegung (zusammenfassend S. 434). Charakteristisch für Breslau ist, daß die Gesangvereine kaum politisch tätig waren und die Turnbewegung schwach blieb. Weitere Ergebnisse sind von wenig lokaler Spezifik und aus der Bürgertums-und Liberalismusforschung bereits bekannt -Dieter Langewiesche, Lothar Gall und Wolfgang Hardtwig sind die meistzitierten Autoren aus dem schmalen Literaturverzeichnis, in dem bis auf eine alle polnischsprachigen Arbeiten zum Thema fehlen, auch wenn es nicht viele sind. Eine tiefere sozial-und kulturgeschichtliche Einbettung hätte der Arbeit ebenso gut getan wie eine stärker problemorientierte Gliederung. Das Buch ist deshalb nur mit Einschränkungen eine Bereicherung der Literatur zur Nationalismusforschung, eher schon der Breslauer Lokalgeschichtsschreibung. Allerdings wird dieser Vorzug durch das Fehlen eines Personenregisters stark eingeschränkt. Darmstadt Peter Oliver Loew Oberschlesien nach dem Ersten Weltkrieg. Studien zu einem nationalen Konflikt und seiner Erinnerung.
doi:10.25627/20045348341
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