Linkage von klinischen Primärdaten und Krankenkassenabrechnungsdaten in der Evaluation der Schlaganfallversorgung – SeDaStro: Erfahrungen aus dem Tiroler StrokeCard-Programm
Holger Gothe, Raffaella Matteucci Gothe, Marjan Arvandi, Katharina Hintringer, Thomas Toell, Willi Oberaigner, Sasa Rajsic, Joachim Kugler, Stefan Kiechl, Johann Willeit, Uwe Siebert
2020
Das Gesundheitswesen
Zusammenfassung Hintergrund Und Zielsetzung Datenlinkage-Verfahren sind von erheblicher Bedeutung für die Evaluation von Therapieregimes chronischer Erkrankungen, bei denen Patient/inn/en zwischen verschiedenen Versorgungssektoren navigieren. Ein umfassendes Bild langfristiger Effekte und der Kosten-Effektivität der Behandlung kann nur gezeichnet werden, wenn Daten verschiedener Provenienz miteinander verknüpft werden. Methodische Probleme und Herausforderungen Am Beispiel der post-akuten
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... gung des Schlaganfalls veranschaulicht die vorliegende Studie, wie per exaktem deterministischem Datenlinkage klinische Patient/inn/endaten (Primärdaten) mit Routineabrechnungsdaten (Sekundärdaten) der Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK) verknüpft werden können. Die von Datenlinkage-Projekten bekannten Herausforderungen traten auch beim StrokeCard-Projekt der Medizinischen Universität Innsbruck auf, insgesamt jedoch begünstigten die Spezifika des österreichischen Gesundheitssystems (ein Großteil der Population ist in der Gebietskrankenkasse des jeweiligen Bundeslandes pflichtversichert) das Datenlinkage-Vorhaben. Ergebnisse Im Rekrutierungszeitraum 01/2014–12/2015 konnten n=540 Pat. identifiziert und dem operativen Datensatz zugespielt werden. Davon waren n=367 Teil der StrokeCard-Gruppe (d. h. der Interventionsgruppe), n=173 gehörten der Standardversorgungsgruppe an (d. h. der Kontrollgruppe); n=11 Pat. haben das 1-Jahres-Follow-up nicht beendet (n=7 Pat. der Interventionsgruppe vs. n=4 Pat. der Kontrollgruppe); n=7 Pat. verstarben während der Studie (n=5 Pat. der Interventionsgruppe vs. n=2 Pat. der Kontrollgruppe). Für alle 540 Pat. waren TGKK-Routinedaten für 1 Jahr vor Rekrutierung bis 1 Jahr nach Entlassung aus der Klinik verfügbar. Alle Daten konnten für die gesundheitsökonomische Evaluation verwendet werden. Schlussfolgerungen Mit diesem Projekt wurde die Machbarkeit der Verknüpfung von Primär- und Sekundärdaten unterschiedlicher Herkunft untersucht. Trotz günstiger Rahmenbedingungen hat die österreichische Versorgungsforschung nur begrenzte Erfahrungen auf diesem Gebiet. Die Ergebnisse zeigen, dass ein unter Datenschutzkautelen betriebenes Linkage gelingen kann und aufgrund der Verfügbarkeit relevanter Informationen aus Abrechnungsdaten eine empirische Bereicherung insbesondere für gesundheitsökonomische Analysen darstellt. Dies sollte als Anregung verstanden werden, in Evaluationsstudien Datenlinkage-Prozeduren in Zukunft in verstärktem Maße einzusetzen.
doi:10.1055/a-1101-8949
pmid:32193880
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