Die Malereien des bulgarischen Klosters Poganovo

Theodor Schmit
1908 Byzantinische Zeitschrift  
Einige Worte über mittelalterliche bulgarische Kunstdenkmäler. Vor Jahren schon ist in Bulgarien der Gedanke angeregt worden, eine allseitige Beschreibung des Fürstentums, etwa nach dem Vorbilde von "Österreich in Wort und Bild", erscheinen zu lassen. Gegenwärtig geht dieser Plan seiner Ausführung entgegen. Unter dem Honorarpräsidium des Ministers der Volksaufklärung hat sich ein Redaktionskomitee konstituiert, welches einen detaillierten Arbeitsplan ausgearbeitet hat und zur Verteilung der
more » ... elnen Kapitel unter die betreffenden Fachleute geschritten ist. Mit der Abfassung des Abschnittes über bulgarische Kunstgeschichte ist der Unterzeichnete betraut worden. Vorarbeiten fehlen auf diesem Gebiet fast gänzlich, und es war daher unumgänglich, das Land nach archäologischen Schätzen zu durchforschen. Eine anderthalbmonatliche Reise, meist im Sattel, zuweilen im Wagen oder zu Fuß, hat nun den Beweis erbracht, daß es sich in Bulgarien keineswegs um byzantinische Provinzialkunst handelt, sondern um eine Kunst, die, von Konstantinopel nur beeinflußt, nicht aber von Konstantinopel ausgehend, so kräftig und kerngesund war, daß sie selbst unter der Türkenherrschaft herrlich weiterblühen und Kunstwerke von Bedeutung schaffen konnte. Dieses überraschende Resultat meiner Untersuchungen bewegt mich, den Fachgenossen schon jetzt einen kleinen vorläufigen Bericht zu erstatten, in der Hoffnung, daß meine Zeilen die Aufmerksamkeit auf das weltvergessene bulgarische Forschungsgebiet lenken könnten. Auf diesem Gebiet ist nicht nur Platz für viele vorhanden, sondern es ist geradezu notwendig, möglichst energisch die Arbeit in Angriff zu nehmen: keine Renaissance ist mittelalterlichen Denkmälern besonders hold, und das heutige Bulgarien durchlebt gegenwärtig eben eine Renaissance. In ihrer Freude, endlich sich vom türkischen Orient losgelöst zu wissen, endlich von der Herrschaft der griechischen Geistlichkeit befreit zu sein, sind die heutigen Bulgaren voll von Begeisterung für "Europa" und wollen möglichst schnell in allen Beziehungen hochmodern sein -und alles, Brought to you by | Yale University Authenticated Download Date | 6/28/15 12:21 AM
doi:10.1515/byzs.1908.17.1.121 fatcat:wsfug3wz6zhmbk7d275lf3scxu