XXII. Literaturbericht
1877
Archivalische Zeitschrift
1. Julius Ficker, Professor an der k. k. Universität zu Innbrück, Beiträge zur Urkundenlehre. I. Band. 364 S. 8°. Innsbruck, Verlag der Wagner'schen Universitär -Buchhandlung. 1877. Mit der ganzen Schärfe, Sorgfalt und Gelehrsamkeit, die wir aus seinen rechtsgesehichtüchen Forschungen kennen, untersucht der Hr. Verfasser einige der wichtigsten diplomatischen Fragen, um uns auch hier sogleich eine Fülle neuer Gesichtspunkte und Kenntnisse zu erschliessen. Der erste Eindruck des Buches mag leicht
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... sein, dass nun das ganze kunstvolle Gebäude unserer mittelalterlichen Geschichte in Schwanken gerathe, da die Ergebnisse die Zuverlässigkeit des bisher aufgestellten königlichen Itinerars zu gefährden scheinen. Denn dieses bezeichnet F. mit Recht als das feste Gerippe der Reichsgeschichte, welche» gestattet auch das ungenau Ueberlieferte richtig zu stellen und nach Zeit und Ort nicht genügend bestimmte Nachrichten an den ihnen zukommenden Stellen einzureihen und zu verwerthen; und weiter als den Haupthaltpunkt für kritische Untersuchungen der verschiedensten Art, als den Massstab, an dem wir vorzugsweise Glaubwürdigkeit, Unverfälschtheit und Echtheit der Quellen zu prüfen haben. Bei ruhigerer Prüfung ergibt «ich doch, dass so weitgreifende und gefährliche Folgerungen nicht zu ziehen sind, dass die Ungenauigkeiten, welche F in echten Königsurkunden nachweist, wiewohl zahlreicher und weitergehend, als man bisher vermuthete, immerhin nur Ansnahmen von dei Regel bilden. Wir zählen es nicht zu den geringsten Verdiensten des Verfassers, dass er sich durch das Ueberraschende seiner Ergebnisse nicht verleiten hess die Linie, bis zu welcher seine Schlüsse berechtigt sind, auch nur um Haaresbreite zu überschreiten. Und wenn diese Ergebnisse auf der einen Seite manches, was bisher als gesichert galt, insbesondere die Zeit vieler königlichen Handlungen, die durch Urkunden bezeugt sind, als zweifelhaft erweisen, so wirken sie auf der andern Seite nicht minder conservativ, da sie m bedeutendem Masse die Berechtigung einschränken auf Grund von Widersprüchen und Unregelmässigkeiten einer Urkunde über deren Echtheit abzusprechen. Wa-, die Frage der Echtheit von Königs-Brought to you by | New York University Bobst Library Technical Services Authenticated Download Date | 7/28/15 1:22 PM
doi:10.7788/az-1877-jg23
fatcat:g3m2n5ux5vfuvfwxiykljbzhbq