Die Personennamen auf dem Obelisk des Maniṡtusu

Jakob Hoschander
1907 Zeitschrift für Assyrologie und Vorderasiatische Archäologie  
Die Inschrift, in der sich die im Folgenden untersuchten Namen finden, ist bekanntlich von SCHEIL in Band II, i seiner Textes elamites-semitiqiies auf S. 6 ff. veröffentlicht und übersetzt. Zu dem Namen ihres Urhebers, Manistusu, d. i. * Man(nu)-isdudsu = »wer hat ihn (aus dem Mutterleibe) gezogen?«, s. u. unter M. Die vorliegende Abhandlung war bereits der philosophischen Fakultät der Universität Marburg eingereicht und von ihr angenommen worden, als ich zwei neuerdings erschienene
more » ... e Werke über babylonische Personennamen, nämlich HERMANN RANKE'S Early Babylonian Personal Nantes (BE Series D Vol. III) und KNUT L. TALI.QVIST'S Neubabylonisches Namenbuch (Acta societaiis scientiarum fennicae Tom. XXXII, No. 2), zu Gesichte bekam. Ich hatte schon in der Urschrift meiner Arbeit fast das ganze durchzuarbeitende Namenmaterial, soweit mir das möglich war, verarbeitet, und sah nun, dass ich -Herr Professor JENSEN ist dess Zeuge -in vielen Fällen zu den gleichen Resultaten gekommen war, wie die genannten zwei Herren in ihren neuen Publikationen. Ich habe das nun, wo es sich um etwas erheblichere Dinge handelt, in der Weise zum Ausdruck gebracht, dass ich meine Auseinandersetzungen darüber dem Sinne nach unverändert gelassen, dabei aber in Anmerkungen auf RANKE'S oder TALLQVIST'S literarische Brought to you by | University of Cal Authenticated Download Date | 6/13/15 2:56 A J. Hoschander, Die Personennamen auf dem Obelisk des Maniltusu. 247 Priorität hingewiesen habe. Zu meinem grossen Bedauern habe ich selbst die kürzlich erschienenen wichtigen Bände der Babylonian Expedition, nämlich Vol. VI, r, Vol. XIV und Vol. XV von Series A, von RANKE, bzw. CLAY, für die ersten Bogen meiner Arbeit nicht mehr verwerten können. Der grosse Mangel an Assyriologicis in der Marburger Universitätsbibliothek, der durch die Bücherei des Herrn Professor JENSEN und auswärtige Bibliotheken nicht ausgeglichen werden konnte, hat mir meine Arbeit recht erschwert. Es fehlt in der Marburger Universitätsbibliothek leider, aber bei den sehr beschränkten Mitteln begreiflicher Weise, das Meiste von dem, was ich an Assyriologicis brauchte, und es ist darum nur allzu wahrscheinlich, dass mir Manches entgangen ist, was ich unter günstigeren Umständen hätte verwerten müssen. Ich hoife gewiss nicht vergeblich, dass man dies, weil begreifen, auch entschuldigen wird. Mein hochverehrter Lehrer, Herr Prof. JENSEN, hat meine ganze Arbeit wiederholt und aufs eingehendste mit mir besprochen und sie so in sehr erheblicher Weise beeinflusst. Es ist mir ein Bedürfnis, ihm dafür auch hier meinen ergebensten Dank auszusprechen. A. A-ar-E-a (Face A Col. VII, 3. 15; X, 10) »Mann des £"-£«. -a-ar ist allem Anschein nach ein anderswo in dieser Schreibung nicht belegter status constructus eines Substantivs a-a-ru, das mit dem II R 30, 32; 32, 13 und CT XVIII, 7, 42 (S 2052, s. dazu BEZOLD'S Catalogue) als Synonym von märu »Sohn«, zik[arii] »Mann«, fcarradu »Starker« u. s. w. angeführten a-ia-m(m)-a-ru-um identisch sein dürfte. Die Schreibung a-ar gegenüber den an den genannten Vokabularstellen vorliegenden Schreibungen a-ia-rum und a-ru-um spricht wohl für die Annahme, dass a-a-ru die ursprüngliche Form ist, aus der dann die beiden anderen Formen hervorgegangen wären: Durch den 17* Brought to you by | University of Ca Authenticated Download Date | 6/13/15 2:56 A i) RANKE (Personal Names p. 64) liest statt A-ia-ar-ru(m) A-ja-ar-ili und übersetzt: »Offspring of (the) god«. Diese Lesung dürfte auf einem Irrtum beruhen. Denn in der oben angeführten Urkunde in CT II, 14 steht j4-ia-ar-*t und nicht A-ia-ar *~*"y~; und dass RANKE'S Lesung etwa auf Brought to you by | University of Ca Authenticated Download Date | 6/13/15 2:56 A Die Personennamen auf dem Obelisk des Manütusu. 249 26-407, 23) neben A-a-ar-titm (STRASSMAIER, Cynts No. 332, 3. 15) zusammenzustellen sein. A-ar-ili (Face A Col. IV, 14. 18) »Mann (des) Gottes« (oder lies: A-ar-Anim »Mann des Anui1\ -Zur Bedeutung von a-ar s. o. p. 247 ff. unter A-ar-E-a. -Die Wiedergabe von *~+7~ durch ilu(i) ist, wie wir glauben, in altbabylonischen Personennamen zum mindesten nicht überall berechtigt. Vielmehr ist es sehr wohl möglich, dass *"" ~ i n den zahllosen Namen, in denen es uns ohne ein phonetisches Komplement begegnet, wenigstens gelegentlich durch Anu(i)m wiederzugeben ist. Diese Annahme wird durch die Schreibung *"*T~, ohne ein phonetisches Komplement, für Anuin im Codex Hammurabi (Rect. Col. I i. 45; Vers. Col. XXVI, 45) unterstützt. Somit dürfte nun die Frage j wie es eigentlich zu _erklären sei, dass Anum, der oberste Gott der Babylonier, anscheinend so äusserst selten in altbabylonischen Personennamen erscheint, beantwortet sein: Man gebrauchte eben das Zeichen *~*Jg elegentlich auch zur Wiedergabe von Anum. Damit dürfte RANKE'S Bemerkung über das Fehlen von Anum in altbabylonischen Personennamen gegenstandslos werden. RANKE (Personennamen p. 14) bemerkt nämlich: *Anu fehlt -doch wohl als seinem Ursprung nach sumerische Gottheit.« Uebrigens würde mit dieser Bemerkung die Frage, warum denn anscheinend Amt fehlt, noch lange nicht erledigt sein. Denn ein grosser Teil des babylonischen Pantheons, der in den altbabylonischen Namen vertreten ist, einer Kollation des Originals beruht, scheint ausgeschlossen, da er das wohl durch ein Ausrufungszeichen angedeutet haben würde (s. ibid. Preface p. VII f.). Aber auch seine Uebersetzung »offspring« kann nicht richtig sein, da alaru ein Synonym auch von sikaru und karradtt ist (s. o.), also nicht »Sprössling, Kind« überhaupt, ohne Untersehied des Geschlechtes, bedeuten kann. Was HILPRKCHT aber (ibid. p. 64) bemerkt: »apparently called after the animal ajar ilu«, ist im Hinblick auf den Namen A-ar-E-a (s. o.) höchst unwahrscheinlich. Brought to you by | University of Ca Authenticated Download Date | 6/13/15 2:56 A Brought to you by | University of Ca Authenticated Download Date | 6/13/15 2:56 A
doi:10.1515/zava.1907.20.2.246 fatcat:f75cc6z2tvgavklwfxiqisftcu