Die Welt in der wir leben : zu einem Prachtwerk des "Life"
E. Winkler
1956
Geographica Helvetica
139 der Uranverarbeitung sowie eine gute Photo der (klassisch gewordenen) Atomwerke Oak Ridge in Tennessee und eine Photomontage des Atomwerkes von Dounreay in Schottland. Außerdem trägt zu deren Verständnis wiederum ein längerer erläuternder Text über Geschichte und gegen¬ wärtige Situation der Atomkernenergiegewinnung mit reichen Literaturangaben wesentlich bei. In einer der jüngsten Nummern sodann, in Nr. 50 (25. Januar 1956) wird mit farbigen Karten von Cypern und Gaza die äusserst prekäre
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... olitische Situation in der östlichen Levante geschildert, wobei auch auf die bevölkerungspolitische und strategische Kapazität der arabischen Staaten und Israels hingewiesen wird. Nicht weniger instruktiv ist die hier als letzte zu erwähnende Nummer, die Frankreich gewidmet wurde und in Karten der Bevölkerungs-und Wirtschaftsstruktur, der Bevölkerungsdichte und -zunähme, der Wahlen der letzten Jahre, der Veränderungen im Kolonial¬ reich sowie in graphischen Darstellungen der Lebenshaltung und des Sozialprodukts, der Lohnund Arbeitsverhältnisse ein sehr eindrückliches Bild der gegenwärtigen Tragik dieses Landes zeichnet. So ließe sich für so gut wie jede Lieferung des Gesamtwerkes ein besonderer Reichtum an Tatsachen und eine individuelle Beleuchtung der in ihr enthaltenen «Welt» namhaft machen. Damit rechtfertigt sich für die bereits recht stattliche Kartenreihe das Prädikat eines Orbis pictus neu¬ zeitlichen Gepräges, dem die Anerkennung weiter Kreise gebührt. Wir wünschen ihm auch an dieser Stelle Erfolg, und den Bearbeitern danken wir für ihre ausgezeichnete Idee und ihre Verwirklichung. E. Winkler DIE WELT IN DER WIR LEBEN Zu einem Prachtiuerk des « Life» Vor einigen Jahren unternahm die amerikanische Zeitschrift «Life» im Rahmen anderer thema¬ tischer Darstellungen, ein Bild der Erde und ihrer Geschichte zu entwerfen, wie es bis dahin kaum je gewagt worden war. In einer Folge von zumeist farbigen Photos und Photomontagen realisierte sie in der Folge während der Jahre 19521955 ihren Plan, der offenbar im Leserkreis so großen Anklang fand, daß die Bildund Textreihe auch als Buch herauskam. Nunmehr ist davon im Th. Knaur Nachf. Verlag München bzw. im Buchclub Ex Libris Zürich eine deutsche Ausgabe erschienen. Es darf wohl gesagt werden, daß dieses Werk mit den Worten des diese deutsche Fassung einleitenden bekannten Zoologen Prof. Dr. Hans Krieg ein «großartiges» Buch ist. Seine Fabel läßt sich zwar in wenige Symbole fassen: Geburt der Erde, Wunder und Rätsel des Meeres, Werden und Wandel des Festlandes, Lufthülle, Klima und Wetter, Zwei Milliarden Jahre Leben, Hohe Zeit der Säugetiere, Meeresleben, Das Korallenriff, Land unter der Sonne, Sieg des Lebens am Polarkreis, Tropenurwald, Sommergrüner Wald, Sternenströme im Kosmos, womit angedeutet ist, daß sie weder neu, originell noch konventionell ist. Was aber durchaus neu erscheint und faszinierend wirken muß auf jeden, dem realistisches Leben, realistisches Erdendasein noch etwas bietet, das ist die Farbenpracht der Landschaften der Gegenwart und ihrer Lebewesen, das ist die fugenlose Kombination von Photo und Typenbildern (Photomontage), die in der Tat, man mag über die Realistik oder Phantastik der letzteren denken, was man will, einen Kosmos vor¬ zaubert, dem ein Alexander von Humboldt seinen Lobestribut nicht versagt hätte. Sicher werden die Rekonstruktionen der Dinosaurier-Landschaften und aller Lebensräume der Vorzeit phantastisch anmuten und manchem vielleicht die Lust nehmen, sich fürderhin in jene Epochen zurückzudenken. Die bei aller Farbigkeit der Bilder und Texte durchaus ernstsachliche Grundhaltung des Werkes jedoch dem beste Namen amerikanischer und europäischer Forscher zu Pate standen, wie eine lange Dankesiiste und eine nicht minder eingehende Bibliographie bezeugen, wird auch für.jene geheimnisumwitterte Vorzeit die Vorstellung in einer Weise klären, die überaus erhellend zu nennen ist. Mancher europäische Leser mag zwar beanstanden, daß die amerikanische Landschaft und ihre «amerikanische» Entwicklung als Beispiel erscheint, daß Europäisches allzusehr zurückgedrängt worden sei. Gerade die amerikanische Sicht wird indes dem wirklich Interessierten im besten Sinne informierend vorkommen, weil es zugleich im weitesten Sinne zu Vergleichen anregt und zu Ver¬ gleichen zwingt. Ganz gleich nun aber, ob « dieses Buch amerikanisch ist oder nicht, modern oder nicht, befremdend oder begeisternd; es ist ein Buch von großem Wurf, aufwühlend und bereichernd und von frischfröhlichem Zugriff, ein Weltbuch in doppeltem Sinne, handelnd von der Welt im Kosmos und sprechend zur Menschenwelt; ein Bilderbuch in des Wortes schönster Bedeutung... ein Buch für alle, ein Bilderbuch und ein Bildungsbuch zugleich » (Krieg). Und für den Geographen bleibt nur ein Wunsch bestehen: daß ihm ein gleich Begeisterndes folgen möge, das auch die Welt des Menschen, Gegenwart und Entstehung der Kulturlandschaft und ihrer Mannigfaltigkeiten zeigen möge, das den «Kosmos» zum Ganzen fügt.
doi:10.5194/gh-11-139-1956
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