Untersuchungen über die chemische Zusammensetzung des Kammerwassers des Menschen und der Tiere
Andreas Rados
1922
Graefe's Archives for Clinical and Experimental Ophthalmology
Mit 1 T e x t a b b i l d u n u . Die wieht, ige Lehre von L e b e r , dal3 im intraokutaren Fltissigkeitsweehsel das sezernierende Organ der CiliarkSrper sei, yon dem eine FliissigkeitsstrSmung sieh nach der Vorderkammer ergieBt, wurde in jiingster Zeit yon versehiedenen Seiten heftig angegriffen. Haupts~ehlieh H a m b u r g e r und W e i s s versuehen obige Lehre zu bek~mpfen, wollen yon einer sekretorisehen Str6mung und yon einem Abfluf3 dureh den S e hle m m sehen Kanal absehen, und start
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... esem einen rein eellu-l~iren Stoffweehset annehmen. Die Wiehtigkeit der Lehre tiber Ern~hrung und Fliissigkeit.sweehset im Auge maeht es leieht verst~ndlieh, dab diese Fragen seigher 5fters und lebhaft diskutiert wurden. Die yon versehiedenen Autoren angefiihrten Beweise und Gegenbeweise kSnnen abet in ihrer Tragweite nut dann rieht, ig abgeseh~tzt werden, wenn wit die physikaliseh-ehemisehen Eigensehaften der Augenfltissigkeiten genau kennen. Bei der Beurteilung groBer Probleme miissen zuerst die einzelnen Bausteine, die Grundbedingungen genau erforseht werden. Eben die Anfeeht.ung der L e b e r s e h e n Lehre hag gezeigt, dab unsere darauf beziigliehen Kenntnisse wohl mangelhaft sin& Die Ergebnisse des Fltissigkeitsweehsels des Auges beruhten fast einsehl~gig auf Tierexperimengen, welehe wieder allm~hlieh auf die Pathologie des mensehlichen Auges tibert, ragen wurden. ~Vie sp~£er aus den Er6rterungen Mar wird, geh6rt as zu H a g e ns Verdiensten in ausgedehntester l~orm das Mensehenauge zum Versuehsobjekte herangezogen zu haben. H a g e n , L S w e n s t e i n , R S m e r stellten fast, dag zwisehen Punktat und Regenerat, d. h. erstem und zweitem Kammerwasser beim Menseh und Tier in bezug auf ehemisehe Zusammensetzung sehwerwiegende A. Rados: Untersuehungen tiber die ehemisehe Zusammensetzung usw. 3d=3 Unterschiede bcstehen. Nach erfolgter Punktion erfolge die Neufiillung der Vorderkammer bei Tieren lediglich dutch Transsudation aus de'm Ciliark6rper, dagegen soil beim Mensehen bei der I~egeneration des Kammerwassers dem durchsickernden Glask6rper eine wichtige Rolle zukommen. Letzt~re Annahme wurde auf den geringeren EiweiBgehMt und auf das Fehlen der Fibringeneratoren im zweiten Kammerwasser des ~{ensehen basiert. Die genannten Antoren nahmen daher einen prinzipiellen Unterschied an. Gegeniiber dieser dualistischen Auffassung ~,erteidig~ hauptsiehlich W e s s e l y seine frfihere unitaristische Ableitung des Kammerwassers beim Menseh und Tier. W e s s e l y i) weist die EinwDmde yon L S w e n s t e i n , dag "die vorwiegend beJm Kaninchen ertiobenen Ergebnisse a, uf den Nensehen iibertragen, ohne dabei an eincn grundsitzlichen Untersehied im Aufbau und Ern~hrung zwischen dem Auge unserer gebrinchlichsten Versuehstiere und dem des Menschen zu dcnken" und H a g e n s zuriiek, indem er es zubeweisen sneht, dab die bisherige Forschung auch nicht, auf Irrwegcn herumgefahren, sondern anf breit~r Grundlage in der ganzen Tierreihe die Gesetze des Fliissigkeitswechsels des Auges zu kl~iren gesucht. Erwghnt wird dabei, dab die Durchforschung der ganzen Wirbeltierreihe (VSgel, Af~en usw.) eben den Gedanken getragen, dab die Beschrankung der Versuche auf nut eine-Tierart Gefahren bedeuten wiirde. Welter fiihrt W e s s e l y zum Beweise, dab die yon H a g e n erhobenen Befunde beim Menschen keine tiberraschenden und neuen gesultgte hervorbraehten, die U ntersuchungen yon D e u t s c h m a n n aus dem Jahre t879 an, der bei der spontanen Regeneration der dutch Punktion entleerten Vorderkammer beim menschlichen L e i e h e n a u g e schon das rein mechanisehe Durehfiltrieren der GlaskSrperfliissigkeit. dutch die Zonnla beschrieb. Gegenfiber dieser ttinstcltung W e s s e l y s muB erwihnt werden, dab erstens dem'erw~hnten Betunde yon D e n t s c h m a n n zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde, ebenso wie der Feststellung yon Schirmera), dag bei rein serSser Cyclitis das bei d e r O p e r a t i o n g e w o n n e n e K a m m e r w a s s e r k a u m e i w e i B r e i e h e r war, wihrend bei fibrinSsen und eitfigen Iritiden das Kammerwasser 1--2°./o Eiweil3 enthielt. Zweitens kann den Ergebnissen yon D e u t s e h m a n n fiberhaupt, keine groge Bedeutung zukommen, da nach dem Tode dcrselbe Meehanismus auch bei solchen Tieren zur Geltung kommt, bei welehen intra vitam das regenerierte Kammerwasser in hSehsten Graden eiweiB-nnd fibrinreich gebaut ist. Es soll nur an L S w e n s t e i n s Versuchsergebnisse erinnert werden, der naeh eingetretenem Tode bei Kaninchen ein i) W es s el y, Bemerkungen zu einigen Streitfragen aus der Lehre vom intraokul. Fltissigkeitswechsel. Arch. f. Augenheilk., S8, 217. 1921. 2) Schirmer, Die Hypotonie, ein konstantes Symptom der Entztindung des Ciliark6rpers. Graefes Arch. f. Ophthalmol., 74, 224. 1910.
doi:10.1007/bf01857349
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