Vom klassischen Filmzyklus zur offenen Topologie. Überlegungen zur Berlinale-Retrospektive «The Aesthetics of Shadow – Lighting Styles 1915–1950» [article]

Guido Kirsten, Kristina Köhler, Mediarep, Philipps Universität Marburg
2014
Nicht nur Kritiker und Wissenschaftler, Produzenten und Verleiher, Zuschauer und Fans gruppieren Filme nach stofflichen, thematischen, generischen oder ästhetischen Prinzipien; auch Kuratorinnen und Kuratoren arrangieren filmische Werke nach Ordnungsprinzipien und setzen sie -im ganz wörtlichen Sinne -zu Filmreihen oder -zyklen zusammen. Über die begriffliche Nähe hinaus können Reihe und Zyklus zum zentralen Gestaltungs-und Aufführungsprinzip eines Programms werden. So ist an die «zyklischen
more » ... gramme» zu denken, die Peter Kubelka für das Österreichische Filmmuseum konzipiert und zusammengestellt hat. Seit 1996 zeigt das Filmmuseum jeden Dienstagabend in über 60 Teilprogrammen den Zyklus «Was ist Film», der die Geschichte der Befragung des Mediums -ohne das Fragezeichen, das Bazin hinter diese Frage noch setzte -anhand eines Korpus von Avantgardeund Experimentalfilmen aushandelt. Mindestens ebenso wichtig wie die Zusammenstellung der Filme ist dabei die zyklische Form der Programmierung selbst. Es komme darauf an, so Kubelka, dass es ein echter Zyklus wird, keine versprengte Serie von Veranstaltungen. Dass sich dieses Programm stetig wiederholt, dass man einsteigen kann, wann immer es einem beliebt. [...] Wer den Zyklus komplett gesehen hat, verfügt über eine Basis, hat ein Gefühl dafür, was Film ist.
doi:10.25969/mediarep/459 fatcat:nhgtqjfjmbcszcaktj6swznsqu