Die Theorie der komparativen Kosten (von David Ricardo)
Thomas Ammon, Jörg Dommel
2020
WiSt - Wirtschaftswissenschaftliches Studium
avid Ricardo erklärt das Theorem der komparativen Kosten am Beispiel des Kleidungs-und Weinhandels zwischen England und Portugal. Warum er das als Beispiel gewählt hat? Zwischen 1703 und 1842 bestand zwischen England und Portugal ein Abkommen über den zollfreien Austausch von britischem Tuch und portugiesischem Wein. Nehmen wir an, dass England zur Kleiderherstellung 100 Arbeitskräfte pro Jahr und zur Weinherstellung 120 Arbeitskräfte benötigt, braucht Portugal zur Herstellung der gleichen
more »
... Kleidung und Wein 90, beziehungsweise 80 Arbeitskräfte. Jedes Land sollte sich auf das konzentrieren, was es am relativ günstigsten herstellen kann. Da man Kleidung aber nicht trinken kann und Wein nicht anziehen, muss Handel getrieben werden. Das Theorem der komparativen Vorteile veranschaulicht, dass sich Handel lohnt, und sich beide Volkswirtschaften, in diesem Fall England und Portugal, auf ein höheres Wohlfahrtsniveau gelangen. Es stehen mehr Kleidungsstücke und mehr Wein zur Verfügung, als wenn kein Handel getrieben wird. Handel wirkt damit wie eine Erhöhung der Produktivität oder eine Vermehrung der Faktoreinsatzmengen. Allerdings: Ricardo unterstellt in seinem Modell Vollbeschäftigung und dass Arbeitskräfte einer Branche kann auch das zu Problemen führen. Dennoch zeigt das Modell, dass auch Länder, die in der Produktion aller Produkte einen Nachteil haben (in unserem Beispiel England), gewinnbringend am internationalen Handel teilnehmen können. Internationaler Handel ist kein Nullsummenspiel, in dem der eine gewinnt, was der andere verliert, sondern bietet vorteilhafte Handelsmöglichkeiten für alle Beteiligten. Vielleicht versteht das irgendwann auch mal der Mann im Weißen Haus. Mit Handel Wein Kleidung Summe ----170 Arbeitskräfte 2.125 Fass Wein 220 Arbeitskräfte 2200 Kleider ----2200 Kleider 2125 Fass Wein England Portugal Idee & Konzept: Thomas Ammon | Illustration: Jörg Dommel Portugal kann beide Produkte, Kleidung und Wein, mit geringerem Aufwand, also absolut betrachtet, günstiger herstellen. Trotzdem lohnt es sich für Portugal, mit England Handel zu treiben. Denn, relativ gesehen, also komparativ, kann England Kleidung günstiger als Portugal herstellen. England 120 Arbeitskräfte Portugal 80 Arbeitskräfte Wein England 100 Arbeitskräfte Portugal 90 Arbeitskräfte Kleidung
doi:10.15358/0340-1650-2020-11-41
fatcat:7qzpzqzfl5aifb5n4th6kypssa