Welche Mittel wendet Klug an, um auf den Willen des Lesers einzuwirken [Teil 2]

Irma Rast
1925
Klug führt den Leser auf diese Weise gleichzeitig zu richtiger Selbsterkenntnis. In Einkehr 2. S. 6 schreibt er: Mancher ist Wachs. Gut, dann muß das Wachs so behandelt werden, daß es nicht zerfließe. Mancher ist Ton. Gut, -dann muß der Ton so geformt werden, daß er nicht bloß flüchtige Fingerabdrücke Gottes ausweise. -Mancher ist Granit. Gut, -dann muß seine schwere, harte ungeschliffene Art so lange bearbeitet werden, bis sie Edelgestalt, Rundung und eine gewisse Weichheit der Umrisse,
more » ... e und Politur angenommen hat. -Mancher trägt Silber und Gold in seiner Seele. Gut denner präge und münze und bereichere, ohne sich auszugeben und ohne nur schimmern und glänzen zu wollen. Er werde zum A-Opferkelch, zu einer Gottesmvnstranz. -Mancher ist Kohle. -Kohle wird unter ungeheurem Druck zu Diamantso bete er denn um Leid und danke Gott für jedes Leid, das ihm gesandt wird. -Von welcher Art bist duund welche. Werdensaufgabe ist dir gestellt? Hast du deine Wesensart schon früher erkannt und dir Ziele des innern Werdens gefetzt? St. 8 l. c. fährt Klug weiter: "Wie viele Gedanken find schon durch dem Gehirn gegangen: das sollte ich tun... so muß ich werden... cm dieser Stelle meines Wesens bedarf es eines unbarmherzigen Schnittes mit scharfem Messer, ich muß mehr êiserne Selbstzucht haben... ich muß den und den Fehler ablegen, mit der und der Gewohnheit br^chen... ich muß wachsamer fein über meinen Körper, meine Sinne... ich muß das Lachen lernen, wo das Weinen nichts hilft oder höchstens noch trübseliger macht... ich muß den Stahlhelm aussetzen, wo allzu vieles eindringt auf diesen überquälten Kops. Ach! wie viele solche Gedanken sind schon durch deine Seele gegangen! Und sind nie zur sri-'chen, frohen, mannhaften Tat geworden! Du heißt exê»2i?>e»iik0»«>5h H ^i r sestatten uns, ck! e verebbten l. e s e r ck er "Lckveei?er»LcbuIe" » n ck i e ê H H /s ^uslübrunxen in dir. 9 -u erinnern, unck bitten neuerckinxs um recbt ^kleiLLi^e ôellîiì2llv5 ^e s à m sîs îzei^eìezsìell Rill^siilllllALsett villes! Seite Ik. Schweizer-Schule Nr. 11 Gott könnte dich jetzt, wenn er dich rufen würde im Tode, nicht bei deinem HeWgennamen rufer Gott könnte nur. sagen: "Torjoseele". -Die Psychologie spricht auch wirklich von diesem hatden Wollen, das sich damit begnügt, à bloßes "ich will dann vielleicht" cm Stelle eines bestimmà Entschlusses M setzen, zu weich letzterem Klug feinen i:eser zu bringen sucht, à wir gesehen. St. 1 l. c. redet Klug den Leser also cm: Warum brurgeu wir unser Wollen nicht bis zum wänden Vollbringen? Weil wir so und so uns nicht klar weiden icher die Hemmungen, die zu überwinden sind. Vor dem einen türmen sich dunkle Angstgedanken auf wie Gebirge, über dem schwarze Wetterschatten liegen und leise Donner grollen. -Der andre, sagt Klug St. 15 l. c., trägt wundersame Oi'-'len in seinem Wesen, aber sie sind verschüttet. Er könnte Großes leisten in seinem Lebenstreisaber der Stein der Trägheit deckt die Quelle seiner nie geborenen Taten zu. Er köimte belebendes Trinkwasser, Trostwem sein für viele, hätte ihn nicht der Pessimismus vergiftet. -Ein dritter ist schon Strom, aber der Strom semer Güte besitzt nicht die schirmenden Dämme der feinklugen Besonnenheit.
doi:10.5169/seals-525672 fatcat:brrrli66sjc3hnwzb2gmhdapsa