Zur Geschichte und Kultur der Juden in Ost- und Westpreußen

J. Friedrich Battenberg
2000
Sieht man sich die in den letzten Jahren erschienenen Publikationen zur Geschichte und Kultur der Juden nach regionalen Schwerpunkten an, so fällt auf, daß die ehemaligen Provinzen Ost-und Westpreußen eher unterrepräsentiert sind. Lediglich die Städte Danzig und Königsberg sind durch ältere und neuere Monographien recht gut erfaßt. Nicht zuletzt dieses Defizit hat das -jetzt von Michael Brocke geleitete -Steinheim-Institut in Duisburg dazu bewogen, in einem seit 1988 vom Bundesminister des
more » ... n geförderten Forschungsprojekt die Geschichte der Juden in beiden Provinzen sowie in Schlesien und Pommern durch eine kontinuierliche Folge von wissenschaftlichen Arbeiten aufzuarbeiten. Mit vorliegendem Sammelband wird die Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeit der Ergebnisse dokumentiert und damit eine historische Landschaft wieder ins Bewußtsein gebracht, deren Sondergeschichte durch den Übergang an Polen lange Zeit verdeckt war. Natürlich konnte in einem solchen Unternehmen nicht die gesamte Bandbreite der Geschichte der Juden in Ost-und Westpreußen thematisiert werden, und vieles war auch von der Zufälligkeit der Interessen und der Ergiebigkeit der Quellen abhängig. Insgesamt ist aber doch ein bemerkenswert breites Spektrum von Themen und Problemen in räumlich-topographischer wie auch zeitlicher Breite abgedeckt worden, so daß darauf eine zukünftige Gesamtmonographie aufbauen könnte. Die nachfolgende Besprechung kann sich nur auf einige Bemerkungen beschränken, zumal dem Rezensenten die Kompetenz fehlt, jeden der hier angesprochenen Problemkreise sachgerecht zu beurteilen. Daß der Reigen der Aufsätze mit einem einführenden Gesamtüberblick über die "Grundzüge der staatlichen Entwicklung in Ost-und Westpreußen" (Klaus-Eberhard Murawski) beginnt, der auch die Peuplierung der beiden Länder mit Juden im Zeichen merkantilistischer Politik anspricht, kommt dem Verständnis der nachfolgenden Beiträge sehr zustatten. Der Anspruch, in wenigen Seiten einen Rahmen von der Christianisierung des Landes bis zum Potsdamer Abkommen zu überspannen, hat freilich notgedrungen eine gewisse Oberflächlichkeit verursacht, die man allerdings nur durch eine zeitliche und thematische Aufspaltung in Einzeleinführungen in die jeweils relevanten Abschnitte des Buches hätte vermeiden können.
doi:10.25627/20004937315 fatcat:zv7ocrocy5ga3fjzr3agbvlemq