Zu diesem Band "Ernährung und Esskultur" Beiträge zum Generalthema "Ernährung und Esskultur"

Die Schriftleitung, Karina Grömer
unpublished
Es gibt kaum einen Bereich der menschlichen Betätigung, der so substanziell ist und dem man sich so wenig entziehen kann wie jener der Ernährung. Die halbjährlich in Lifestylemagazinen Europas propagierten Erkenntnisse zur Ernährung, zu Diättips, aber auch zu den neuesten Foodtrends zeigen deutlich die Brisanz des Themas. Bei der medialen Ausschlachtung dieser Themenbereiche (vor allem bei Diäten und "bewuss-ter Ernährung") wird oft auf vermeintliche Fakten aus Geschichte und Völkerkunde
more » ... egriffen (z. B. die sogenannte "Paleodiät"). Beim vorliegenden Band sollen nun unterschiedlichste Aspekte rund um das Thema Ernährung und Nahrungsgewohnheiten miteinander verbunden werden, gemäß dem interdisziplinären Ansatz der die seit fast 150 Jahren bestehende Anthropologische Gesellschaft, die Biologische Anthropologie, Archäologie, Volkskunde und Ethnologie (Kultur-und Sozialanthropologie) miteinander vernetzt. Wichtige einführende Beiträge finden sich in den Kapiteln zur Anthropologie, wo auf den generellen medizinisch-ernährungsphysiologischen Aspekt eingegangen wird, sowie bei der Völkerkunde, wo Nahrung als sozio-biokulturelles Phänomen theoretisch diskutiert wird. Vor allem die Beiträge aus Archäologie und Völkerkunde beschäftigen sich in weitem zeitlichen Bogen von der Steinzeit weg mit Beispielen aus der ganzen Welt und der Frage, welche Ressourcen in bestimmten Zeitabschnitten und Regionen zum Zweck der Nahrungsgewinnung ausgebeutet wurden. Thematisiert werden auch die verschiedenen Möglichkeiten der wissenschaftlichen Forschung wie Archäobotanik, Archäozoologie oder völkerkundliche Feldforschung. Anschließend wird der Frage nachgegangen, wie sich Nahrungsmittelproduktion und Nahrungszubereitung gestalten. Kochgeräte, Geschirr, Werkzeug und Serviergefäße finden sich im archäologischen Fundgut ebenso wie bei ethnographischen Beispielen. Aus den rezenten Beobachtungen, die Hilfsmittel für das Kochen, Braten und Backen betreffen, können Rückschlüsse auf die Vorzeit gezogen werden. Getränke sind wie feste Nahrung für den menschlichen Körper unbedingt notwendig-in diesem Band wird auf die Geschichte des Bieres und auf seine Bedeutung eingegangen. Besondere Aspekte, wie Nahrungstabus, die freiwillige Beschränkung bei der Nah-rungsaufnahme auf ausschließlich pflanzliche Stoffe oder auf koschere Produkte runden das Bild bezüglich Ernährung ab. Ebenso thematisiert werden weiters die Probleme bei unsachgemäßem Umgang mit Nahrung, die sich dann in krankhaften Erscheinungen wie Übergewicht oder auch Vergiftungen äußern können. Ein herzlicher Dank sei hier auch an Frau Dr. Walpurga Antl-Weiser ausgesprochen, die die Korrekturen der englischen Texte durchführte. Eine wertvolle Hilfe im Lektorat stellen Herr Dipl.-HTL-Ing. Eduard Wexberg und Frau Mag. Inge Schierer dar, die sorg-fältig alle Beiträge auf Fehler prüfen.
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