XIV. Zu Platon und Plethon

Johannes Dräseke
1914 Archiv für Geschichte der Philosophie  
Unter den wissenschaftlich so anregenden neun Untersuchungen, welche, zu einem schönen, mit der Aufschrift "Apophoreton" versehenen Bande vereinigt, von der Graeca Halensis im Jahre 1893 der XLVIL Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner dargeboten wurden, kam die meines Freundes Blaß "Über die Zeitfolge von Platons letzten Schriften" (S. 52-66) der Kichtung sowohl wie der Art des Betriebes meiner eigenen Studien, zumal auf byzantinischem Gebiet, ganz besonders entgegen. Sie berührte
more » ... h eininal mit meinen auf patristischem wie byzantinischem Arbeitsfelde wiederholt betätigten Bemühungen um die zeitliche Anordnung von namenlos oder unter falschen Namen überlieferten Schriften und die Ermittelung von deren Verfassern, sodann gab sie mir durch vergleichende Betrachtung Anregung und in deren weiterem Verlauf beachtenswerten Aufschluß über gewisse .sozialpolitische Bestrebungen sowie über Bedeutung und Abfassungszeit einiger Schriften des letzten platonischen Philosophen des hellenischen Volkes, Plethons, jenes Mannes, der, in seiner Begeisterung für Platon, einst an Stelle seines ursprünglichen Namens Gemistos sich den gleichbedeutenden und an Platon erinnernden Namen Plethon beilegte. Sollte ja doch mit dieser Namenswandelung zugleich ein gewisser sachlicher'Hinweis verbünden sein. Plethon wollte mehr sein als bloßer Erklärer und Ausleger Platons, wie es mehrere Jahrhunderte zuvor die letzten Neuplatoniker gewesen waren. Wie Platon seine Gedanken auf Sizilien in die lebendige Wirklichkeit umzusetzen versucht hatte, so wollte auch er Umbildner seines Volkes werden, er wollte eine staatliche und religiöse Erneuerung seines Vaterlandes herbeiführen. Das bezweckte sein nach Brought to you by | University of Alberta Library Authenticated Download Date | 6/29/15 4:47 AM
doi:10.1515/agph.1914.27.3.288 fatcat:5tqty7nlvfgqlie54tcdgyflci