Wortakzent im Spannungsfeld von L1 und L2 : Eine empirische Untersuchung zur Akzentplatzierung in Internationalismen durch fortgeschrittene italophone DaF - Lernende
Peter Paschke
2015
Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht
Der Beitrag präsentiert die Ergebnisse einer empirischen Studie zur Akzentplatzierung in deutschen Internationalismen durch fortgeschrittene italophone DaF-Lernende. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Faktoren eine korrekte Akzentplatzierung in der Fremdsprache Deutsch behindern bzw. begünstigen und welche Schlüsse sich daraus für die DaF-Didaktik ziehen lassen. Bei Internationalismen (z.B. dt. Analýse) besteht einerseits die Gefahr, dass die Lernenden abweichende Akzentmuster der
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... n (z.B. it. análisi) in die Zielsprache übernehmen. Andererseits kann der Erwerb prosodischer Regelmäßigkeiten der L2, insbesondere des paradigmatischen Pänultima-Akzents (Akzent auf der vorletzten Silbe flektierter Formen wie in Dialóge), korrekte Platzierungen fördern. Die Studie knüpft an die Überlegungen von Paschke (2010) an und unterzieht die dort formulierten Hypothesen einer empirischen Prüfung. Neben L1-Interferenz und Pänultima-Akzent werden die Effekte finaler Schwa-Silben, lexikalischer Nachbarschaften (prosodisch kohärente oder inkohärente Wortausgänge) und der Lexemhäufigkeit analysiert. Versuchspersonen waren 26 italienische Germanistik-Studierende, die jeweils 171 Wortformen produzierten. Diese wurden aufgezeichnet, anschließend auditiv beurteilt und statistisch ausgewertet (Chi-Quadrat-Unterschiedstests, logistisches Regressionsmodell). Nach Einleitung, Darstellung der untersuchten Faktoren und Versuchsbeschreibung widmet sich der Beitrag im Hauptteil den einzelnen Hypothesen und ihrer empirischen Überprüfung. Abschließend werden die Resultate im Hinblick auf ihre didaktische Relevanz befragt. The paper presents the results of an empirical study on stress placement in German internationalisms by advanced Italian learners of German as a foreign language. It focuses on the question of which factors hinder or promote correct stress placement in the foreign language, and what conclusions can be drawn from this for the teaching of German. In the case of internationalisms (e.g., Analýse), there is a risk, on the one hand, that the learners will transfer into the target language differing stress patterns of L1 cognates (e.g. análisi). On the other hand, the acquisition of L2 prosodic regularities, above all the paradigmatic penultimatestress (stress on the penultimate syllable of inflected forms like Dialóge), promotes correct stress placement. The study builds on the ideas outlined by Paschke (2010) and empirically tests the claims made in his article. L1 interference and penultimate stress are examined, as are the effects of final schwa syllables, lexical neighbourhoods (prosodically coherent or incoherent word endings) and word frequency. Twenty-six Italian university students participated in the study, each of them producing 171 word forms. These were recorded, aurally evaluated and statistically analyzed (chi-square-tests, logistic regression model). The first part of the paper presents the factors under analysis and describes the experiment; in the main part the focus is on the individual hypotheses and on the results of their empirical testing. Finally, the results are interpreted in terms of their didactic implications. Schlagwörter: Wortakzent, Zweitspracherwerb, Internationalismen, Deutsch als Fremdsprache, Italienisch, Interferenz, paradigmatischer Pänultima-Akzent, Ausspracheunterricht Peter Paschke (2013), Wortakzent im Spannungsfeld von L1 und L2.Eine empirische Untersuchung zur Akzentplatzierung in Internationalismen durch fortgeschrittene italophone DaF-Lernende. Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht 18: 1, 93-131. Abrufbar unter http://zif.spz.tu-darmstadt.de/jg-18-1/beitrag/Paschke.pdf. 94 Einleitung Bei Erwerb und Gebrauch des Deutschen als Fremdsprache werden Internationalismen wie Proféssor, Detáil, Kopíe, Hostéss häufig als Erleichterung wahrgenommen, weil in der Ausgangssprache der Lernenden Kognaten, d.h. Wörter mit ähnlicher Form und Bedeutung, existieren, z.B. professóre, dettáglio, cópia, hóstess im Italienischen. Auf der Formseite der verwandten Sprachzeichen treten allerdings oft Unterschiede in Morphologie, Schreibung, Lautstruktur oder Wortakzent 1 auf. Bei den angeführten Beispielen würde eine Orientierung am italienischen Akzentmuster jedenfalls in mehreren Fällen zu einer normwidrigen Realisierung im Deutschen führen. In prosodischer Hinsicht sind L1-Kognaten also nicht unbedingt eine Hilfe. Informelle Beobachtungen bestätigen, dass selbst fortgeschrittene italophone DaF-Lernende (Stufe B2-C2) gewisse Schwierigkeiten mit der Akzentplatzierung in deutschen Internationalismen haben. Häufig sind diese Probleme durch L1-Interferenz bedingt, umgekehrt aber führen prosodische Kontraste zwischen L1-und L2-Wortform nicht immer zu Fehlleistungen. Es ist daher sinnvoll, die Akzentplatzierung in deutschen Internationalismen durch italophone DaF-Lernende systematischer zu untersuchen. Nur ein genaueres Verständnis der Faktoren, welche die Akzentplatzierung beeinflussen, bietet auch eine zuverlässige Grundlage für didaktische Entscheidungen.
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