Ueber Cholera Infantum (Fortsetzung aus No. 45.)
Oscar Silbermann
1879
Deutsche Medizinische Wochenschrift
in Breslau. (Fortsetzung aus No. 45.) Wir geben hier selbstverständlich nur die Principien unserer Therapie an und es muss in dem einzelnen Falle entschieden werden, in wie weit die Nahrungszufubr per os oder per rectum Platz zu greifen hat. Es ist aber rathsam bei schwächlichen und durch vorangegangene Ernährungsstörungen heruntergekommenen Kindern, die Magen-Darmverdauuiig möglichst bald ausser Curs zu setzen. Denn was ist richtiger als ein durch Ueberbürdung resp. Ueberanstrengung krank
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... denes Organ möglichst durch Ruhe zu schonen, ein Satz, der in der Therapie der Verdauungskrankheiten noch lange nicht genügend berücksichtigt wird. Um aber bei der Ernährung per rectum keine Fehler zu begehen, ist es vorerst nothwendig die physiologischen Verhältnisse über Verdauung und Resorption im Dickdarm zu kennen. Versuche hierüber sind unter Anderen auch von Czerny und Latsehenberger') angestellt worden und ihre Untersuchungen haben deshalb einen besondern Werth, weil sie in der Lage waren an der Colonfistel eines Mannes direct zu expes-imentiren. Ihre bezüglich des Dickdarmes angestellten Versuche ergaben: 1) Physiologische Untersuchungen i3ber die Verdauung und Resorption im Dickdarm des Menschen von Czerny u. Latschenberger, Virchow's Archiv, Bd. LIX S. 161. 593 Im normalen Zustande wird das im Wasser gelöste Eiweiss unverändert als solches -da es durch den Darm nicht verändert wird, -vom menschlichen Dickdarm resorbirt und zwar wird vom Dickdarm um so mehr resorbirt, je länger dasselbe im Darm verweilt. Im Hühnereiweiss ist das Eiweiss in einer für die Resorption ungünstigen Form. e) Fett wird vom menschlichen Dickdarm in Emulsionen resorbirt. Amylum wird in gequollenem Zustande vom Dickdarm resorbirt. Chlornatrium behindert resp. hebt die Resorption völlig auf. Ferner haben die genannten Forscher sehr interessante und wichtige Mittheilungen über gestörte resp. ganz aufgehobene Resorption im Dickdarme gemacht. Es wurden zu diesem Zwecke in das ihnen zu Gebote stehende Colonstück Wassereingiessurigen gemacht und je nachdem dieselben seltener oder öfter erfolgten, änderte sich in beinerkenswerther Weise das Verhalten des Darmstückes folgendermaassen: Erfolgten die Wassereingiessungen nicht zu oft, so trat zwar Schwellung und Reizung der Darmschleimhaut ein, aber die Resorption der Wassermenge erfolgte noch in demselben Maasse wie früher. Wurden die Wassereingiessungen öfter wiederholt, so wurde die Schwellung und Reizung des Darmstückes noch grösser und nun wurde nicht mehr die frühere Wassermenge resorbirt id est: Beginn der gestörten Resorption. e. Erfolgten die Wassereingiessungen noch öfter, so floss mehr Flüssigkeit ab, als injicirt wurde id est: vollständig aufgehobene Resorption cornplicirt mit Wasserausscheidung aus dem Blute. Diese experimentell erzeugten Darmaffectionen sind aber für die Cholera Infantum geradezu das Paradigma, denn bei ihr spielen ja eben alle jene Vorgänge von der einfachen Darmhyperämie bis zur absoluten Resorptionsunfähigkeit die Hauptrolle und sind für die Therapie direct maassgebend. Während aber Czerny und Latschenberger ihre Resultate über die Verdauung und Resorption im Dickdarm nicht prac-Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
doi:10.1055/s-0029-1195103
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