Horn. Neupersische Schriftsprache. (Grundriss der iranischen Philologie, hersg. von W. Geiger und E. Kuhn. Band I Abteilung 2)

H. Hübschmann
1899 Indogermanische Forschungen  
Horn Neupersische Schriftsprache. den Sanskritstudierenden als auch besonders denjenigen, welche der indogermanischen Sprachforschung obliegen, als ein sehr nützliches und bequemes Handbuch bestens empfehlen. Kopenhagen. D. Andersen. Horn P. Neupersische Schriftsprache. (Grundriss der iranischen Philologie, herausgegeben von W. Geiger und E. Kuhn. Band I Abteilung 2.) Strassburg Trübner 1898. Wenn Horns Grundriss der neupersischen Etymologie (1893) zwar als eine verdienstliche und die
more » ... ft fördernde, aber doch nicht ganz einwandfreie Arbeit bezeichnet werden musste, so darf der vorliegenden fleissigen Arbeit des Verfassers ein volles Lob zuerkannt werden, das auch durch die unten folgenden Bemerkungen über einzelne Wörter, Formen und Gesetze nicht eingeschränkt werden soll. Die Aufgabe, welche der Grundriss der iran. Phil. Horn stellte, war nicht die Behandlung der zahlreichen noch ungelösten Probleme der np. Grammatik, auch nicht die Lieferung der vielen und umfangreichen Vorarbeiten, die zu ihrer Lösung nötig sind, wie ζ. B. die Sammlung der Verbalformen und Suffixe im Pehlevi und ältesten Neupersisch, deren Fehlen ich bei der Lektüre von Horns Werk oft empfunden habe, sondern die Zusammenfassung und Darstellung alles dessen, was heute über np. Grammatik einigermassen sicher gewusst wird. Diese Aufgabe hat Horn nicht nur vortrefflich gelöst, er hat auch im einzelnen viel aus eignen Studien hinzugethan und ein reichhaltiges Werk geschaffen, das dasjenige seines Vorgängers, Darmesteters Etudes iraniennes I, weit hinter sieh lässt. Freilich ist Horns Buch weder so übersichtlich noch so lesbar wie die Etudes iraniennes, woran jedoch weniger der Verfasser als der Grundriss selbst Schuld tragen wird, der -wie alle diese Grundrisse -von der grammatischen Darstellung eine Knappheit fordert, unter der Lesbarkeit und Verständlichkeit nur zu oft leiden. In der Einleitung handelt Horn hauptsächlich über die Fremdund Dialektwörter in der np. Schriftsprache und kommt damit zum Teil dem Wunsche nach, den ich Pers. Stud. S. 3, Z. 4-7 geäussert habe. Was Horn hier an Material gibt, genügt für den nächsten Zweck seines Werkes, lässt mich aber doch wünschen, dass Horn an anderem Orte noch einmal das gesamte Material der griechischen, aramäischen, indischen und awestischen Fremdwörter zusammenstelle und eingehend im Zusammenhang bespreche. Denn diese Kulturwörter verdienen -hier wie anderswo -dieselbe Beachtung und Behandlung wie die Originalwörter. Von den arabischen Wörtern sind dagegen eigentlich nur die in die persische Verkehrs-und Volkssprache eingebürgerten von grösserem Interesse. Höchst schwie-Brought to you by | University of Glasgow Library Authenticated Download Date | 9/5/17 7:27 PM aus iranischen Dialekten stammenden Wörter von den echtpersischen. Nicht nur wo Doppelformen vorliegen, auch da wo eine Form von der durch die Lautgesetze verlangten abweicht, greift Horn zur Annahme der Entlehnung dieser Form aus einem meist unbekannten Dialekte. Dagegen liesse sich viel einwenden, wenn nicht Horn sein Verfahren selbst als einen Notbehelf ausgäbe und über die Berechtigung desselben mit richtiger Kritik urteilte (S. 15). In diesem Sinne kann man es wagen, auf die Gefahr hin, dass nach Ausscheidung' alles "Dialektischen" vom Neupersischen selbst schliesslich nicht viel übrig bleibt. Es wird sich dann fragen, ob das Resultat richtig ist oder ob das Verfahren falsch war. S. 3, Z. 18 und 9, Z. 22. Np. devän ist nicht von den Persern aus dem Arabischen sondern umgekehrt von den Arabern aus dem Persischen entlehnt. Den Beweis dafür liefert das Armenische, in dem das Wort schon im 5. Jhd. belegt ist (s. meine Arm. Etym. S. 143), also zu einer Zeit vorkommt, in der es arab. Lehnwörter weder gibt noch geben kann. Arm. divan setzt pers. devän voraus und ist wahrscheinlich schon zur Partherzeit entlehnt worden. S. 6. Zu den griech. Lehnwörtern füge noch: np. siter 'ein Gewicht 1 (Horn KZ. 35, 165) = phl. st er (1 ster = 4 dirham, Darmesteter ZA. 2, 50, Aim. 5) = arm. sater_/Stater' (Arm. Etym. S. 377) = griech. статор. Vgl. auch np. α O rr 'Äther' Horn KZ. 35, 166; np. •mlz 'Esstisch 1 WZKM. 9, 296 = got. mes 'Tisch', ksl. misa, lat. mensa. Das Wort täbüt 'Sarg' ist schon S. 2 unter den arab. Lw. genannt, es findet sich auch im Arm. als faput 'Bahre' (Arm. Etym. S. 153) bei Pseudocall. (also 5. Jhd.?). Zu np. zamäna 'Zeit' = phl. zamänak ist auch arm. zamanak 'Zeit' (Arm. Etym. S. 156) zu vergleichen. S. 7. Zu den indischen Lw., von denen Horn nur einige als Beispiele anführen wollte, füge ich folgende indisch-persische Entsprechungen hinzu, bei denen nicht immer klar ist, welche Sprache sie der andern entlehnt nlla 'Indigo; dunkelblau' aus skr. nlla 'blau', ηϊΐϊ 'Indigo' usw. Auch die gelehrten Wörter wie np. barhaman 'Brahmane' (Spiegel, Chrest. S. 133) = skr. brähmana·, np. nUwpar, nllüfar usw. = skr. •nllötpala 'eine blaue Wasserrose' usw. sind, wenn sie nicht ganz 1) Die Zeitangaben bei den indischen Wörtern verdanke ich Leumann, Brought to you by | University of Glasgow Library Authenticated Download Date | 9/5/17 7:27 PM chen zu werden. -Ist auch np. гад 'Gummi, resina arboris', das auch in anguzab enthalten ist (s. Arm. Etym. S. 98) aus skr. jatu-'Lack, Gummi' entlehnt? Lautlehre. S. 20, Z. 11 v. u. Wegen pahra 'Wache' = zd. pädra-und dahra 'Sichel' = skr. dätra-lässt sich die Regel aufstellen: mp. langer Vokal vor hr wird entweder gekürzt, wenn hr erhalten bleibt oder er bleibt lang, wenn hr zu r wird (dära 'Gehalt' aus *dährak = zd. däüra-usw. Pers. Stud. S. 206). Ähnlich wird ä vor erhaltenem xl aus xr gekürzt: np. Balx aus phl. Bäxr = ap. Bäxtris;. np. talx 'bitter' = phl. täxr (Pers. Stud. S. 263). Dagegen bleibt kurzer Vokal im Np. vor erhaltenem hr, hl oder wird, wenn h schwindet, zum Ersatz gedehnt: np. mihr = zd. midra-\ np. pahlü 'Seite' = phl. pahlük, aber auch np. pur 'Sohn' = phl. puhr; np. pul 'Brücke' KZ. 35, 190 = plil. puhl-, np. Mlläd = syr. Mihlm5-,. vgl. Pers. Stud. S. 204-208, 268. Unter welchen Bedingungen das eine oder andere eintritt, steht noch nicht fest. S. 23, Z. 8. Dazu zd. päiriväza-. S. 23, Z. 17. Horn spricht nur von phl. dukman 'Feind', das Gl. and Ind. S. 279 belegt ist und an päz. np. dusman, arm. t'snami 'Feind' (Arm. Etvm. S. 154) und zd. duSmanah-'schlecht denkend* (= ap. *duiimanis-?) seine Stütze findet. Aber im Phl. Min. 7, 8; 34, 4 steht dusmen 'Feind' = zd. dusmainyu-'Feind', und es fragt sich, wie sich np. päz. phl. dusman zu phl. dusmen verhält. Man kann beide Formen als urspr. neben einander setzen, kann aber auch geneigt sein, du&man als eine jüngere Form von dusmen anzusehen, vgl. arab. pers. Qäran aus phl. * Kören (Arm. Etym. S. 45 r Horn S. 21); np. manis 'Meinung' (Pers. Stud. S. 99) = päz. manisn 'thinking' Min. Gl. S. 134 (dusmanisn 'evil-thinking')_= phl. menisrt Gl. and Ind. S. 223; np. Aharman, Ahraman, päz. Aharman, Aharman usw., phl. Ahrman, arm. Arhmn (gen. Arhmeni) neben arm. Haramani aus altphl. * Ahramen = ap. *Ahramaniyus, zd. Anrö mainyuis.. S. 23, Z. 19 v. u. Ersatzdehnung kann bis jetzt mit Sicherheit nur in den Fällen angenommen werden, in welchen -ahr, -ihr, -uhr. •ahl, •ihl, -uhl zu np. -är, -ir, -ür, -äl, -Ii, -ul wird, also bei den Pers. Stud. S. 268 genannten Wörtern nebst pul 'Brücke' und Mlläd. Bei tär = zd. tq&ra· und Märaspand = zd. rnq&rdm spantam nehme ich an, dass -qdr imAltpers. zu -ä&r = phl. -ähr wurde, das nach dem oben zu S. 20 Bemerkten im Mp. und Np. zu är oder ahr werden musste. Bei pänsaS 'fünfhundert' glaube ich nicht an Ersatzdehnung, vgl. pänzdah 'fünfzehn', ebensowenig bei Itäzl (auf das ich unten zurückkomme) und bei mähl 'Fisch' = zd. masya-. Vielleicht ist sie bei mäy = skr. madgü-anzunehmen. S. 23, Z. 8 v. u. Np. Därä = Däräv kann lautgesetzlich auseinem phl. Därayäv (mit ä in letzter Silbe, vgl. hebr. Därdyäves T syr. Däryävas) entstanden sein, dessen ä jedoch nicht zur ap. Forth Därayava(h)u& stimmt. Nur die Armenier haben das h der ap. Form (gen. Därayavahaus) erhalten, aber arm. Dareh aus pers. "Dareh (= *Därevah -*Därayavah-?) stimmt wieder nicht zur überlieferten Pehleviform. Vgl. arm. Artases gegen phl. Artaxsa&r, Artax&ahr und Artaxälr. S. 24, Z. 3. Wenn xäya 'Ei' zu griech. ψόν, lat. övum gehört, so hat es ν schon im Iranischen verloren, s. Pers. Stud. S. 166. Als iran. Grundform wäre dann *äya-anzusetzen. Uber die verwandten. Wörter s. jetzt Brugmann Grdr. 2 1, 24.
doi:10.1515/if-1899-0106 fatcat:mgdyq2tax5cfpd2xqhub2273oa