2. Vom ›Wesen der Technik‹ [chapter]

Kirstin Lenzen
2020 Die multiple Identität der Technik  
Das erste Geschäfte einer jeden Theorie ist das Aufräumen der durcheinander geworfenen und, man kann wohl sagen, sehr in einander verfilzten Begriffe und Vorstellungen; und erst, wenn man sich über Namen und Begriffe verständigt hat, darf man hoffen, in der Betrachtung der Dinge mit Klarheit und Leichtigkeit vorzuschreiten, darf man gewiß sein, sich mit dem Leser immer auf demselben Standpunkt zu befinden. Carl von Clausewitz 2 Möchte man sich der Thematik einer Identität der Technik nähern,
more » ... es naheliegend, in einem ersten Schritt zu klären, was Technik -zunächst auf einer allgemeinen Ebene -eigentlich ist, um hieraus Schlüsse auf Charakteristika zu ziehen, welche die Konstruktion eines Identitätsbegriffs ermöglichen. Nun kann man der Techniksoziologie und -philosophie nicht vorwerfen, dass sie sich einer näheren Beschäftigung damit, was Technik ist, was sie im Kern ausmacht und wie ihr ›Wesen‹ zu denken sei, bislang entzogen habe. 3 Stattdessen gibt es in der Tat eine Vielzahl von Bemühungen, sich dem Wesen der Technik zu nähern und es in irgendeiner Weise greifbar zu machen, auf die 1 Die Idee vom Wesen der Technik geht auf eine Überschrift von Schulz-Schaeffer (2000: 33) zurück, unter der er Überlegungen zu der Problematik einer Bestimmung des Technischen ausführt. 2 Von Clausewitz 1990: 90. 3 Der Begriff des ›Wesens‹ hat in der Philosophie eine lange Tradition und wurde von Aristoteles bis Heidegger ausführlich behandelt (vgl. Aristoteles 2005, Heidegger 1954b; 1954c sowie 1962). Aufgegriffen wurde dieser Begriff u.a. von Rammert und Schulz-Schaeffer, um das Gemeinsame der heterogenen Verwendungsformen des Technikbegriffs herauszustellen (vgl. Rammert 1998a: 293ff. sowie Schulz-Schaeffer 2000: 44ff.).
doi:10.14361/9783839451854-003 fatcat:sosofbibhzbo5aygbwx4spxvue