Jungmann, K. René Descartes
K. Jungmann
1908
Kant-Studien
Selbstanzeigen (Jungmann-Wenzig). wahrnehmen heisst nicht deuten. Cornelius, Husserl, Messer und andere Forscher haben dies zwar bestritten und darauf hingewiesen, dass jede Wahrnehmung etwas wahrnehme, also eine "Beziehung auf den Gegenstand" darstellt: die letztere soll aber erst Resultat einer Deutung sein, während ungedeutet die seelischen Vorgänge, und zumal die Empfindungen, "erlebt werden, aber nicht gegenständlich erscheinen". Demgegenüber meine ich, dass keinerlei Deutung die Beziehung
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... auf den Gegenstand (nicht etwa auf die Dinge; Begriffe wie "Tisch" und "Stuhl" fallen uns allerdings erst durch eine Bearbeitung· zu;) in die psychischen Vorgänge hineintragen könnte, wenn sie nicht in ihnen als ihr eigenstes Wesen läge. Man hat dann auch gesagt, dass un interpretiert auch die äussere Wahrnehmung, das Sehen, Hören u. s. w., (das Anerkennen von Farben, Tönen u. s. w.) einsichtig ist. Aber wie wollte mau diesen Satz halten, wenn man der Naturwissenschaft zugeben musste, dass mindestens einige von den Qualitäten, die wir wahrnehmen, in Wahrheit nicht existieren? Man hat diesen Widerspruch verhüllt, indem man für die Farben, Töne schlechtweg die vorgestellten Farben und Töne, für die wirklichen die immanenten Objekte setzte. Allein die Annahme der immanenten Objekte ist, wie zuletzt Marty überzeugend nachgewiesen hat, eine fiktive gewesen. In einem letzten Abschnitt, in dem ich mich insbesondere mit Meinongs Lehre von den evidenten Vermutungen auseinandersetzen musste, versuche ich einiges zur Lösung der schwierigen Probleme beizutragen, die sich auf die Zeitanschauung in der innern Wahrnehmung beziehen. Prag. Hugo Bergmann.
doi:10.1515/kant-1908-01107
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