Carsten Reinemann: Medienmacher als Mediennutzer. Kommunikations- und Einflussstrukturen im politischen Journalismus der Gegenwart

Tanjev Schultz
2004
Carsten Reinemann: Medienmacher als Mediennutzer. Kommunikations-und Einflussstrukturen im politischen Journalismus der Gegenwart Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag 2003, 333 S., ISBN 3-412-06203-0, E 34,90 Journalisten sind nicht nur Medienmacher, sondern auch Mediennutzer. Sie bilden nur einen winzigen, aber sehr bedeutsamen Teil des Publikums, an das sich journalistische Angebote richten. Der Rezeption des eigenen Mediums und anderer Medien kann ein großer Einfluss auf die journalistische
more » ... it unterstellt werden. Journalisten nutzen Medien professionell zur Themensuche und -auswahl, zur Recherche. zum Abgleich und nicht zuletzt zur Bewertung der eigenen Berichterstattung. Über die Profile ihrer Mediennutzung gab es allerdings in Deutschland bisher nur wenige systematische Daten. Diese Lücke schließt nun eine im Böhlau Verlag verlegte Dissertation des Mainzer Publizistikwissenschaftlers Carsten Reinemann. Ausgehend von theoretischen Ansätzen der Journalismus-, Mediennutzungs-und Medienwirkungsforschung. schickte er im Sommer 2000 einen Fragebogen an 500 mit der Bundespolitik betraute Journalisten in Deutschland. Diese wurden in einem Quotenverfahren ausgewählt, das der Vielfalt an Mediengattungen und Medienprodukten Rechnung trug. Reinemann erhielt 28-+ verwendbare Frageböge!:1 zurück -ein für Journalistenbefragungen ordentlicher Wert. Angereichert mit zahlreichen Tabellen präsentiert das Buch die Ergebnisse der Befragung in präzisen Analysen und gut geordneten Kapiteln. Dabei geht Reinemann immer wieder über beschreibende Befunde hinaus und analysiert Beziehungen zwischen verschiedenen Typen politischer Journalisten und ihrer jeweiligen Mediennutzung. So gibt es beispielsweise deutliche Unterschiede in der TV-Nutzung: Printjournalisten verbringen am wenigsten Zeit vor dem Fernseher. Insgesamt nutzen politische Journalisten die aktuelle Berichterstattung von Presse und Rundfunk im Schnitt mehr als viereinhalb Stunden am Tag. Der typische politische Journalist rezipiert. den Daten Reinemanns zufolge. täglich zwei überregionale und zwei regionale Blätter, eine Boule,ardzeitung, drei Fernsehnachrichtensendungen sowie mindestens eine Nachrichtensendung im Radio. Ein Viertel liest außerdem die Online-Ausgaben klassischer Medien im Internet. Das tägliche Medienrepertoire ,•.-ird um zwei bis drei Titel der \Vochenpresse und um politische Magazine und Talkshows im Fernsehen ergänzt. Ein Großteil der Studie untersucht im Folgenden die Reichweiten, die Nutzungsformen und die Images einzelner Medientitel. Dabei zeigt sich, dass Der Spiegel und die Bild-Zeitung eine herausgehobene Stellung haben, da sie nicht nur von den meisten gelesen werden. sondern ihnen ,·on den Journalisten außerdem ein besonders großer Einfluss, sowohl auf Politiker als auch auf die Be,ölkerung, unterstellt wird. Zu den meistgenutzten und einflussreichsten \ledien gehören außerdem die
doi:10.17192/ep2004.3.1767 fatcat:sdhtfmupzjas7ibplblq75yp4q