Salt and gold: Provadia-Solnitsata and the Varna Chalcolithic cemetery

Vassil Nikolov, Verlag Des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz
2016
Die knappe Analyse einiger Gruppen von Gegenständen unter den Grabbeigaben in der chalkolithischen Nekropole von Varna am Ufer des Varnasees (Nordostbulgarien) nahe der westlichen Schwarzmeerküste zeugt vom fremden Ursprung des Rohstoffs, aus dem sie angefertigt worden sind. Ein Teil der Artefakte wurde allem Anschein nach anderswo erzeugt. Ein Großteil der kupfernen Werkzeuge und »Schmuckstücke« sowie der goldenen Gegenstände wurde zwar vor Ort, aber aus eingeführtem Rohstoff hergestellt. Es
more » ... eht außer Zweifel, dass man den in der Nekropole von Varna gefundenen Reichtum durch regulären Handel erworben hat. Der einzige Rohstoff, der für Menschen und Tiere lebenswichtig und in der Region um den Varnasee vorhanden war, in Thrakien und den Nachbarregionen jedoch nicht vorkam, war Salz. Salz war daher nicht nur eine Voraussetzung für den aktiven und erfolgreichen Handel, sondern es spielte während der späten Vorgeschichte die Rolle eines allgemeinen Gegenwerts. Die einzigen Steinsalzlagerstätten im Osten der Balkanhalbinsel, die auch in der jüngeren Vorgeschichte ausgebeutet werden konnten, befanden sich in der Nähe von Provadia. Aus dem darauf liegenden Salzspiegel flossen Sole mit einer Salzkonzentration heraus, die der maximalen nahe kam. Die chalkolithischen Salzgewinner entwickelten ein perfektes Verfahren für eine für die damalige Zeit viel schnellere und ergiebige Salzgewinnung durch Salzwasserverdunstung. Die veränderte Salzgewinnungstechnologie, die eine rasante Steigerung der Produktionskapazität der »Fabrik« unweit der heutigen Stadt Provadia während des mittleren und späteren Chalkolithikums ermöglichte, unterstreicht den angenommenen Zusammenhang zwischen der dort erfolgenden Salzgewinnung bzw. dem Salzhandel und dem für die damaligen Verhältnisse erstaunlichen Reichtum an Prestigegütern, die man in der in derselben Gegend befindlichen spätchalkolithischen »goldenen« Nekropole von Varna finden konnte.
doi:10.11588/ak.2010.4.28095 fatcat:edv7ujmr4zf7xbvqbqoozvf75q