Unbeschreiblich weiblich?

2006 Forschungsjournal Soziale Bewegungen  
Symptombild Frau 1 Zweifelsohne haben Feminismus und Genderforschung die Rolle der Frau in westlichen Gesellschaften verändert. Niemand wird bestreiten, dass vor allem im Vergleich zu den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts die Möglichkeiten für Frauen, sich zum Beispiel im Berufsleben zu etablieren, rasant zugenommen haben. Wie ist diese Entwicklung zu verstehen, wenn man mitberücksichtigt, dass etwa Marilyn Monroe die in den 50er Jahren ihre Blütezeit hatte und nun schon seit bald 50 Jahren
more » ... ot ist -nicht als Person, sondern als weibliches Klischee der 50er Jahre schlechthinwieder so enorm Anklang findet? Gerade in den letzten Jahren haben Musikerinnen von Christina Aguilera über Britney Spears bis zu Kylie Minogue den Monroe-Stil nachgeahmt (Abb. 1-5). Passend dazu erfahren seit mehreren Jahren in den H&M Ketten eine Mischung von Kleiderstilen der 50er Jahre bis zurück zu den 20ern ein Revival (Abb. 6). Schuhe mit hohen spitzen Absätzen sind in diesem Jahr ein must, will man den gängigen aktuellen Modetrends für Frauen folgen. Warum sind weibliche Stereotype so attraktiv und nicht tot zu kriegen? Warum führen diese als Role Models ein Eigenleben, das nicht einfach eingeschränkt oder gestoppt werden kann? Warum feiern diese Images ganz im Gegenteil eine Auferstehung, die auch in der Gegenwart für eine massive Propaganda von herkömmlichen weiblichen Rollenbildern geeignet zu sein scheinen? Wie reproduzieren sich diese Bilder und verdichten sich so zum wiederholten Male zu einem weiblichen Idolbild? Mich beschäftigen in diesem Beitrag diese Symptombilder des Weiblichen, die punktuell immer wieder aufs Neue zur Wirkung kommen und in der gleichen Form auch immer wieder zu verschwinden scheinen und so auch der Umgang damit in Feminismus und Genderforschung. Die Annahme liegt nahe, dass diese Bilder unterschiedliche Bedürfnisse nähren, um deren Existenz wir zwar irgendwie wissen, die wir aber oft nur andeutungsweise beschreiben können.
doi:10.1515/fjsb-2006-0312 fatcat:3d2beqiutbf77cd3jkbbrlaksy