Herzmuskeltonus und postdiphtherische Herzlähmung

A. Eckstein
1921 Deutsche Medizinische Wochenschrift  
U. F riedemann versucht in seiner in Nr. 41 der D. m. W. ver öffentlichten Arbeit die Beziehungen des "Herzmuskeltonus zur postdiplitherischen Herzlähmung" in der Weise zu erklären, dali er als einzige Ursache für das Versagen des Herzens die Veränderung des Herztonus durch Ausschalten des sympathischen Nervensystems gelten lassen will. Er geht dabei ausführlich auf den Begriff des 1'onus ein, beschränkt sich aber, entsprechend der alten U exkülischen Anschauung, auf die neurogene Form, d. h.
more » ... f die Abhängigkeit derselben vom Nervensystem. Er lehnt daher jeden direkten Einfluß des Herzinuskels an sich auf den Tonus ab und geht dabei so weit, daß er die von Rom b e r g und 1K r e h! nach. gewiesenen myokarditischen Veränderungen nur als einen Ausdruck der im akuten Infekt entstandenen, in Heilung begrilfenen Myokardschädigung, nicht als Ursache des Herztodes" ansieht, also gewissermaßen nur als eine Nebenerscheinung. Er erklärt das damit, daß eine priimortale Dilatation in erster Linie ntii bei Diphtherie herzen vorkommt und daß diese stets ganz plötzlich einsetzt, daß die Herzlähmung stets von einer Gefäßlänmung begleitet ist und daß ferner motorische Lähmungen gleichzeitig auftreten. Als weitere Stütze für seine Anschauung zieht er die Untersuchungen S. Lo e w e s am Herzstreifenpräparat heran, die das Vorhandensein eines refiektorisch erregten Herztonus, und zwar durch sympathische Innervation, beweisen sollten. Er streift dabei die Untersuchungen de Boers und Franks, nach denen der Tonus des Skelettmuskels vom autonomen Nervensystem abhängt, verweist aber ausdrücklich auf die entgegengesetzten Ergebnisse von Dus s e r de Barenne, Liliestrand und Magnus und gibt dabei zu, daß auch ,eine Widerlegung dieser Theorie seine das Herz betreffenden Anschauungen nicht erschüttern würde", da die vitalen Bedingungen für beide Muskelarten verschieden sind. Diese letzte Anschauung kann ich durchaus bestätigen, da es mir (1) z. B. bei ausführlichen Untersuchungen über den Kontraktionsablauf im Muskel gelang, prinzipielle Verschiedenheiten in der Art des Kontraktionsablaufes, allerdings nur in quantitativen Beziehungen, für den Skelett-, den Herz-und den glatten Muskel nachzuweisen. Ich erinnere außerdem nur an die Verschiedenheit des anatomischen Substrats. Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
doi:10.1055/s-0028-1140392 fatcat:mhk6iqwenjdzdhj24x5zjqamw4