ZUR KRITIK VON MEISTER ECKHART

OTTO BEHAGHEL
1909 Beiträge zur Geschichte der Deutschen Sprache und Literatur  
Spamer hat oben s. 307 ff. gezeigt, wie schlecht es um die .handschriftliche beglaubigung Eckhartscher texte bestellt ist, und aus seiner Giessener dissertatiön über die Zersetzung und Vererbung in den texten der deutschen mystiker geht hervord ass das Zeugnis der rückverweisungen, aus denen Pahncke in seinen Untersuchungen zu den deutschen predigten meister * Eckharts weitgehende folgerungen gezogen hat, von sehr zweifelhaftem wert ist. Aber die hand, die niederriss, hat auch wider aufgebaut.
more » ... uf grund eines glücklichen fundes i konnte Spanier dartun, dass unter den 'tractaten', die uns .· Pfeiffer als erzeugnisse meister Eckharts vorgelegt hat, der , fünfte mit Sicherheit für Eckhart in ansprach genommen ! werden darf. Glücklicherweise ist dieser fünfte tractat ziemlich umfangreich; so wird man hoffen dürfen, durch vergleichung des inhalts und der form ein urteil über die echtheit anderer er-· Zeugnisse zu gewinnen, die zu dem namen Eckhart in beziehung · gebracht worden sind. Ich glaube, einen beitrag zu solcher ! Prüfung liefern zu können, indem ich das auftreten gewisser formaler eigentümlichkeiten verfolge. In einer ausführlichen Untersuchung zur technik der mhd. dichtung (Beitr. 30,431) habe ich dargetan, dass unbefangene menschliche rede ganz allgemein die neigung zeigt, dasselbe zweimal zu sagen, entweder in genauer widerholung des bereits ausgesprochenen oder 'mit ein bischen ändern worten'. In jener abhandlung habe ich meine aufmerksamkeit auf die widerholte Verkörperung ganzer gedanken gerichtet. Die erscheinung begegnet aber nicht minder auch bei der widergabe einzelner begriffe, vgl. F. Wenzlau, Zwei-und dreigliedrigkeit in der deutschen prosa des 14. und 15. Jahrhunderts, Halle 1906,
doi:10.1515/bgsl.1909.1909.34.530 fatcat:jfwsys5advcg7cza7xmltuzf4e