Ueber ein neues Lösungsmittel der Harnfarbstoffe

William Kramm
1896 Deutsche Medizinische Wochenschrift  
Durch geeignete Lösungsmittel gelingt es, eine ganze Reihe voll im Ham vorkommenden prtformirten Farbstoffen -normalen oder pathologischen -von Chromogenen und Chromogenderivaten eventuell nach Aiisäuern oder Alkalisiren des Harns aus diesem auszuschütteln und bis zu einem gewissen Grade zu isoliren: die Gallenfarbstoffe durch Chloroform ; das Hämatin durch Aether nach Ansäuern des Harns mit Essigsäure; das Chromogen des Urobilins durch Chloroform; das Urobilin selbst durch Aether, Essigather
more » ... er Chloroform nach Ansäuern mit einer Mineralsäure ; wenn reichlich vorhanden, auch durch Chloroform allein oder zuweilen auch durch Aether allein (Salkowski'); das Uroerytlirin durch Amylalkohol (Z oj a2) ; das Indigblau durch Chloroform ; das Indigroth nach Alkalisirung des Harns durch Aether (R o s j n ) ; die Chrysophansaure nach Gebrauch v,on Rheum und Senna durch Aether (Penzoldt4) und Amylalkohol (Hoppe-Seyler5), den Santoninfarbstoff nach Alkalisirung des Harns durch Amylalkohol (Hoppe-S e y 1er6). Dieser Uebergang der Farbstoffe in die respec.tiven Losungsmittel ist der Ausdruck einer ihnen gemeinsamen Eigenschaft: in dem Harnwasser weniger leicht löslich zu sein, als in dem betreffenden Lösungsmittel. Diese Eigenschaft ist für ihren Nachweis und ihre Isolirung wie für ihre genauere Kenntniss offenbar von nicht geringer Bedeutung. Ein Lösungsmittel aber für den dem Ham seine gelbe Farbe verleihenden Farbstoff, der gerade -das kann nach den neueren Untersuchungen nicht mehr bezweifelt werden -das wesentlich ulirbende Prinzip des Harns darstellt, ein Lösungsmittel für diesen, das imstande wäre, ihn aus dem Ham aufzunehmen, kennt man bisher noch nicht. Er ist bisher noch niemals aus dem Ham ausgeschüttelt worden. Zwar kann man ihn -durch Fallung mit Bleisalzen oder durch Filtration des Harns durch Thierkohle -theilweise oder auch ganz aus dem Ham entfernen, aber er ist dann an diese Substanzen so fest gebunden, dass es ohne diferente Reagentien wieder nicht gelingt, ihn aus diesen zu gewinnen, da Wasser ihn diesen Substanzen nicht entzieht und ein besseres. indiferentes Lösungsmittel bisher nicht zu Gebote stand. ächst dem Mangel eines solchen ist auch noch, wie besonders A. E. Garrod in seiner Arbeit: "On the colouring matter of the urine' 6) betont, sein wenig charakteristisches spectreskopisches Verhalten für unsere geringe Kenntuiss von ihm verantwortlich zu machen: er giebt keine scharf begrenzten Absorptionsstreifen, wie etwa die Blutfarbstoffe oder das Urobilin, sondern erzeugt eine diffuse Absorption des Lichtes in der rechten Hälfte des Spectrums. Da es nun einmal nicht möglich ist, das Urochrom so nennt Garrod den gelben präformirten Harnfarbstoff nach dem Vorgang von Thudichum, obwohl von einer Identität der Farbstoffpräparate beider Autoren keine Rede sein kann, trotz der gegentheiligen Versicherung von Thudichum7) -da es einmal nicht möglich ist, das Urochrom dem Ham durch ein stärkeres Lösungsmittel zu entziehen, so ist Garrod, wie er in der citirten Arbeit berichtet, dic mir erst im Laufe meiner Untersuchungen zu Gesicht kam, in sehr folgerichtiger Weise dazu gekommen, den Farbstoff gewissermaassen durch Erschwerung seiner Löslichkeitsbedingungen in Wasser aus dem Ham in ein an sich nicht stärkeres Lösungsmittel überzutreiben, ihn auszusalzen. Wenn man den Ham mit dem zuerst von Méhu8) zur Ausfällung des Urobihins angegebenen Ammoniumsulfat sättigt und von dem Niederschlage abfiltrirt, so geht der gelbe Farbstoff des Filtrats beim Schütteln mit Alkohol, der sich nicht mit der gesättigten Salzlösung mischt, in diesen über, ilach Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
doi:10.1055/s-0028-1139434 fatcat:mpxqehyb2vdpfmkgsobujptmia