Textkritische und exegetische Anmerkungen zur Weisheit Salomos

Bernhard Risberg
1913 Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft  
Konsistorialrat in Link ping (Schweden). Nachdem mir von der schwedischen Regierung die neue f r die Kirchenbibel bestimmte bersetzung der Apokryphen des AT (mit Ausnahme von Tobit und der Weisheit Jesus Sirachs) anvertraut worden ist, hat mich die nach meiner Ansicht an vielen Stellen waltende Unsicherheit in betreff sowohl des Textes als der Erkl rung bewogen, einige Bemerkungen -zun chst zur Weisheit Salomos -niederzuschreiben in der Hoffnung, durch eine ffentliche Er rterung zur Klarlegung
more » ... iniger noch nicht ins Reine gebrachten Stellen beizutragen oder doch wenigstens Ansto zu geben. I 4-6: δτι εις κακότεκνον ψ^χήν ουκ εΐοελεύοεται οοφία, 4 ουδέ κατοικήοει εν αώματι καταχρέω αμαρτίας. άγιον γαρ πνεύμα παιδείας φεύ^εται δόλον, 5 και άπαναοτήσεται από λογισμών άουνέτων, και έλεγχθήοεται επελθούσης αδικίας. φιλάνθρωπον γαρ πνεύμα οοφία, 6 και ουκ άθψώοει βλάοφημον από χειλέων αυτού. 1 Die LA. έλεγχθήσεται gibt keinen Sinn. Prof. D. SIEGFRIEDS in sprachlicher Hinsicht ganz verzweifelter Versuch (vgl. ελέγχει νί 3 und έλέγχουοα ν. 8), durch die bersetzung der heilige Geist . .. wird vom R gegeist (l) erfidlt (!) werden 2 einen annehmbaren Sinn hineinzuzw ngen, scheint mir keine Hilfe zu bringen. Gl cklicherweise lehrt der im Anfang des Buches sehr strenge Parallelismus und die ganz deutlich antithetische Partizipbestimmung έπελθούοης αδικίας klar genug, was hier gefordert wird. Sowohl επελθούσης ϊ Ich f hre immer den Text nach SWETE4 an. 2 Bei KAUTZSCH, Die Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments (T b. 1900); SIEGFRIEDS bersetzung ist wohl die genaueste moderne bersetzung des Buches. Brought to you by | New York University Bobst Library Technical Services Authenticated Download Date | 5/25/15 3:22 PM Risberg, Textkritische und exegetische Anmerkungen zur Weisheit Salomos. 207 als die vorhergehenden Zeitw rter ουκ είοελεύοεται, ουδέ κατοικήοει und weiter φεύ£εται, άπαναοτήοεται weisen auf einen r umlichen Begriff, den des Entfernens, hin: Der heilige Geist, der im frommen Menschen zu wohnen (oder bei ihm zu bleiben) liebt, h lt sich dagegen vom Ungerechten fern. Sonach mu der Text verderbt sein. Ich vermute, da unser Verfasser άπενεχθήαεται ,wird sich (eilig) entfernen 1 geschrieben hat. Das Passivum von φέρω hat, wie bekannt, oft intransitive Bedeutung, wie im Latein feror; PLUTARCH z. B. hat άποφέρεαθαι -=> ,sich entfernen'. VgL auch Amos 4 3 καΐ έ£ενεχθήοεοθε γυμναί von den K hen, die durch den n chsten Felsenri herausschleichen werden. Wenn nach (κ)αι das dcjt(o) ausfiel -und in allen Handschriften werden auch sonst ungemein h ufig voranstehende Pr positionen bersprungen -, war eine Ver nderung von ΕΝΕΧΘ in ΕΛΕΓΧΘ (besonders wegen ελέγχει in v. 3) fast unvermeidlich. Im folgenden Vers l t φιλάνθρωπον nur eine sehr geschraubte Erkl rung zu. SIEGFRIED glaubt (mit BoiS 1 ), da der erste Stichos urspr nglich seinen Platz nach v. 13 hatte, wo er ja zur Not pa t. Allein eine solche Versetzung (das Buch weist sonst keine Versetzungen auf) scheint sehr wenig wahrscheinlich.« Sollte nicht in φιλάνθρωπο ν ein anderes Wort stecken? Ich schlage ,φιλάγαθον vor, was im Zusammenhange vorz glich passen (der heilige Geist meidet den Ungerechten, denn er liebt nur das Gute) und zugleich eine Zur ckbeziehung auf v. ι (φρονήοατε περί* του κυρίου εν άγαθότητι) .ergeben w rde. Das seltene φιλάγαθος (dies Attribut wird sp ter, 7 22, nebst φιλάνθρωπος der Weisheit zugesprochen) konnte leicht als φιλάνθρωπος verlesen werden; denn άνθρωπος schrieb man von alters her fast immer verk rzt: ανος. 26: δεύτε ούν και άπολαύοωμεν των όντων αγαθών, και χρηοώμ,εθα τΓ| κτίαει ως νεότητι οπουδαίως. Dies ως, das, wie man bei GRIMM ersehen kann, viele Erkl rungsversuche erfahren hat, ist, soweit ich sehe, noch von niemand ganz, richtig verstanden. Ich finde es nat rlich, da ως hier, wie sonst bei Pr positionen, die Bedeutung 'wie es zu geschehen pflegt' hat. PASSOW (S. 263 2b) gibt mehrere Essai sur les origines de la philosophie judeO-alexandrine (Toulouse 1890), S. 378 ff.
doi:10.1515/zatw.1913.33.3.206 fatcat:g7geih67qjep7ozppdqya665ga